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Rheinmetall präsentiert neues Konzept für unbemannten Kampfpanzer-Turm

Lars Hoffmann

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Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall arbeitet bereits seit mehreren Jahren an eigenen Kampfpanzerkonzepten. Ungarn hat das Unternehmen beauftragt, den Kampfpanzer Panther KF 51, der perspektivisch mit einer 130mm-Kanone ausgestattet werden kann, fertig zu entwickeln. Auf der in dieser Woche in Paris stattfindenden Messe Eurosatory hat Rheinmetall ein neues Kampfpanzerkonzept mit einem unbemannten Turm vorgestellt. Der Demonstrator für das Concept Uncrewed Turret (CUT) verfügt als Hauptbewaffnung über das 130mm Future Gun System von Rheinmetall mit 51 Kaliberlängen. Der Elevationsbereich liegt zwischen +20 und -9 Grad.

Rheinmetall hat aus der 130mm-Waffe seit 2020 schon über 600 Schuss abgefeuert, wie das Unternehmen auf Nachfrage mitteilt. Während die 130mm-Kanone bereits seit zwei Jahren mit dem bemannten Turm des Panthers im scharfen Schuss getestet wird, ist dies noch nicht im CUT erfolgt. Das Turmkonzept weist laut Rheinmetall einen technischen Reifegrad (TRL) von 5 auf. Aufgrund des gleichen Drehkranz-Durchmessers wie bei bemannten Leoparden ist der Einbau des neuen Turmes vergleichsweise einfach möglich.

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Die Munitionszuführung erfolgt über den im Heck untergebrachten Autolader aus zwei Magazinen im hinteren Teil des Turms. Die Munitionskapazität besteht aus 25 Patronen. In der Wanne, die neben dem 1.500-PS-Motor und den Renk-Getriebe die für den Leopard typischen Komponenten aufweist, ist keine Munition verstaut. Bei Beschuss, ist damit – je nach Trefferbild – eine Reparatur der Wanne denkbar. Die wird von Rheinmetall geschweißt und ähnelt stark der Ausführung wie sie bei den Leopard-Unterstützungspanzern Verwendung findet.

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Ein koaxiales schweres Maschinengewehr im Kaliber .50 ist ebenfalls eingebaut. Die mittels Main Sensor Slaved Armament (MSSA) ferngesteuerte Waffenstation des Kommandanten ist mit einem Rheinmetall-Maschinengewehr RMG762 ausgestattet. Dieses hat drei rotierende Läufe; wenn eines heißgeschossen ist, wird ein anderes Rohr in Schussposition gebracht und das Maschinengewehr ist wieder schussbereit.

Dank seiner hohen Feuerkraft eignet sich das RMG762 laut Rheinmetall auch zur Bekämpfung kleiner Drohnen. Dazu verfügt die Station in der auf der Messe gezeigten Konfiguration über ein in 180 Grad aufklärendes Radar von Rafael, wie es im Trophy-System verbaut ist. Die ferngesteuerte MSSA-Waffenstation des Kommandanten verfügt außerdem über einen integrierten Rauchgranatenwerfer. Acht dieser Werfer sind überdies an jeder Seite des Turmes untergebracht.

Sowohl der Kommandant als auch der Richtschütze, die wie der Kraftfahrer im Fahrgestell der Plattform untergebracht sind, haben ihre eigenen Tag- und Nachtsichtgeräte mit integrierten Laserentfernungsmessern. In der gezeigten Konfiguration sitzt der Fahrer rechts, der Kommandant links und der Richtschütze in der Mitte. Der Richtschütze verwendet die moderne SEOSS 400-Optik.

Dieses ist auch im MSSA des Kommandanten installiert. Der Kommandant und der Richtschütze können unabhängig voneinander beobachten und sowohl Ziele zuordnen als auch bekämpfen. Damit weist der besatzungslose Turm sowohl die Hunter-Killer-, als auch die Killer-Killer-Fähigkeit auf.

Die Aufklärungsfähigkeit kann laut Rheinmetall durch kleine Aufklärungsdrohnen an Bord weiter verbessert werden. Der elektrisch angetriebene Turm beherbergt auch das Feuerleitsystem, Teile der C4I-Ausrüstung und andere Teile des Sensorsystems, einschließlich eines messtechnischen Sensors für das Wetter.

Das SAS (Situational Awareness System) sorgt nach Angaben von Rheinmetall für ein überlegenes Situations-Bewusstsein. Aktive Hardkill-Schutzsysteme wie das Rheinmetall Active Protection System (APS) oder – wie auf der Eurosatory gezeigt – Iron Fist sowie Soft-Kill-Schutzsysteme wie MUSS 2.0 und das ROSY Rapid Obscurant System schützen die Besatzung und die Plattform vor einer Vielzahl von Bedrohungen. In der in Paris gezeigten Variante des CUT wird der Schutz der Wanne durch das rundum verbaute Rheinmetall-APS und der Turm durch Iron Fist von Elbit gewährleistet. Der unbemannte Turm, der aufgrund der fehlenden Besatzung mit weniger Schutz auskommt und damit leichter ist, ist von oben über eine Wartungsluke zugänglich.

Rheinmetall sieht den Ansatz mit dem KF51 CUT als mögliche Brückenlösung, bis das Main Ground Combat System (MGCS) ab den 2040er Jahren eingeführt wird. Der Konzern will das Konzept in den kommenden Jahren weiter verfeinern.

Lars Hoffmann