Anzeige

US-Streitkräfte verzeichnen Rückschläge bei plattformgebundenen Laserwaffenprojekten

Waldemar Geiger

Anzeige

Nachdem die US-Luftwaffe erst Anfang des Jahres die Versuche mit dem in eine Maschine des Typs AC-130J „Ghostrider” des Air Force Special Operations Command (AFSOC) eingerüsteten Airborne High Energy Laser (AHEL) abgebrochen hat, haben mit den unter den Namen „Self-Protect High-Energy Laser Demonstrator“ (SHiELD) sowie „Directed Energy Maneuver Short-Range Air Defense“ (DE M-SHORAD) laufenden Vorhaben jüngst zwei weitere Laserwaffenprojekte der US-Streitkräfte Rückschläge erlitten.

Einem Beitrag des US-Fachmediums military.com zufolge nimmt die US-Luftwaffe Abstand davon, das 2016 ins Leben gerufene SHiELD-Laserwaffenvorhaben weiter zu verfolgen. „Das SHiELD-Programm ist abgeschlossen, und es gibt keine Pläne für weitere Tests und Evaluierungen“, wird Dr. Ted Ortiz, SHiELD-Programmmanager im Air Force Research Laboratory’s Directed Energy Directorate, in dem Beitrag zitiert. „Die U.S. Air Force hat keinen Laserpod auf einem Kampfjetversuchsträger installiert.“ Ursprünglich war vorgesehen, 2024 mit den Versuchen der Laserwaffe auf einer F-15-Plattform zu beginnen.

Anzeige

Gründe für den Abbruch des Vorhabens wurden nicht genannt, jedoch darauf verwiesen, dass im Rahmen des Vorhabens bedeutende Fortschritte in der Einsatzreifung luftgestützter Hochenergielaser erzielt wurden. Demnach soll weiterhin als ein Ziel verfolgt werden, Laserwaffensysteme für den luftgestützten Einsatz verfügbar zu machen. Konkrete Details, in welche Vorhaben oder im Rahmen welcher Zeitlinien dies passieren soll, wurden nicht genannt.

Anzeige

Quasi gleichzeitig berichtete auch das US-Fachmedium breakingdefense.com, dass das Directed Energy Maneuver Short-Range Air Defense im Truppenalltag nicht die erhofften Ergebnisse erzielt hat. Ziel des DE M-SHORAD Vorhabens ist die Integration eine 50-Kilowatt-Lasers auf die Stryker-8×8-Plattform. Vier solcher für die Flugabwehr im Nahbereich vorgesehenen Prototyen wurden zu Beginn des Jahres in den Mittleren Osten verlegt, um diese dort unter realen Einsatzbedingungen – bei denen Wetterextreme und Staubstürme auftreten, die Lichtpartikel verändern und die Strahlqualität beeinträchtigen können – zu testen.

Mittlerweile liegen offenbar erste ernüchternde Erkenntnisse aus dem Einsatz vor. Den im Beitrag zitierten Aussagen des Leiters der U.S Army Beschaffungsabteilung, Doug Bush, vor einem Senatsunterausschuss zufolge, wurden Herausforderungen des Lasereinsatzes bei verschiedenen Leistungsstufen festgestellt. „Das [50-Kilowatt-] Leistungsniveau erweist sich als schwierig, wenn es in ein Fahrzeug eingebaut werden soll, das sich ständig bewegen musswird Bush in dem Beitrag zitiert. Problematisch sind demnach Wärmeableitung, die Menge an Elektronik, die Art der Abnutzung eines Fahrzeugs in einem taktischen Umfeld im Vergleich zu einem festen Standort. Seinen weiteren Ausführungen zufolge unterscheiden sich die im Labor erzielten Ergebnisse stark von unter realen taktischen Bedingungen erzielten Werten.

In dem Beitrag wird zudem darauf verwiesen, dass das US-Heer in den nächsten Jahren deutlich weniger Finanzmittel für die „DE M-SHORAD“- Erprobung und -Beschaffung beantragt hat als ursprünglich vorgesehen. Dies deutet darauf hin, dass das Waffensystem noch nicht über die nötige Einsatzreife verfügt und deshalb erstmal weiter an der Einsatzreife gearbeitet werden soll.

Alles in allem zeigen die drei aufgeführten Laserwaffenprojekte, dass es erhebliche Hindernisse bei der Bewaffnung von mobilen Plattformen – abgesehen von Schiffen – mit Hochenergielasern gibt. Unabhängig von der für den Lasereinsatz notwendigen Energieversorgung und dem damit einhergehenden Herausforderungen des Wärmemanagements beeinträchtigen die im realen Einsatz von Gefechtsfahrzeugen und Kampfflugzeugen auftretenden Kräfte und Umwelt- sowie Gefechtseinflüsse die Wirkung der Waffen, so dass auf absehbare Zeit kein Weg an klassischer Kanonen- und Raketenbewaffnung vorbeigeht.

Waldemar Geiger