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Next Generation Rotorcraft Capability – Airbus Helicopters, Lockheed Martin Sikorsky und Leonardo mit Entwicklungsstudien für zukünftigen NATO-Hubschrauber beauftragt

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Die NATO Support and Procurement Agency (NSPA) hat im Zuge der Farnborough International Airshow 2024 gleich drei parallel laufende Aufträge an Airbus Helicopters, Lockheed Martin Sikorsky sowie Leonardo vergeben, um detaillierte Plattformkonzeptstudien im Rahmen des Programms Next Generation Rotorcraft Capability (NGRC) durchzuführen. Wie die NSPA im Rahmen einer am 26. Juli 2024 veröffentlichten Pressemitteilung schreibt, ist es das Ziel der Konzeptstudien, „Spitzentechnologien zu identifizieren und zu nutzen, um die Betriebs- und Unterstützungsfähigkeiten der NGRC zu erfüllen und Innovationen im Bereich digitaler Entwurfs- und Entwicklungsprozesse sowie fortschrittlicher Werkstoffe und Fertigung zu fördern“. Medienberichten zufolge soll der Auftragswert der jeweiligen Studien bei 5,7 Millionen Euro liegen.

Das Vorhaben Next Generation Rotorcraft Capability zielt darauf auf ab, gemeinsam einen zukünftigen mittleren Mehrzweckhubschrauber zu entwickeln, da ein Großteil der NATO-Hubschrauber in dieser Klasse – wie beispielsweise der Black Hawk oder der NH90 – Mitte der 30er bzw. Anfang der 40er Jahre an ihr Lebensdauerende kommen werden.

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„Die Strategie, drei parallele Aufträge im Wettbewerb zu vergeben, entspricht unserer Verpflichtung, das Fachwissen, die Möglichkeiten und das Engagement der Industrie im Rahmen des Programms zu maximieren, und wird unseren multinationalen Kunden eine breite Palette potenzieller Konzepte in den Studienergebnissen bieten“, wird Stacy A. Cummings, Geschäftsführerin der NSPA, in der Pressemitteilung zitiert.

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Frankreich, Deutschland, das Vereinigte Königreich, die Vereinigten Staaten, Irland und Italien sind der NSPA zufolge über die verschiedenen Partnerunternehmen an dem NGRC-Projekt beteiligt. „Jeder Partner wird in seinem Fachgebiet zur Studie beitragen: Hubschrauberdesign, Systemintegration, Konnektivität, Waffen und Effektoren, Avionik und Sensoren. Der Schwerpunkt der Studie liegt auf Hochleistungsdrehflüglern“, heißt es in der der NSPA-Mitteilung. „Die Konzepte sollen modular und multimissionsfähig sowie vollständig interoperabel mit NATO-Standards sein und ein hohes Maß an Konnektivität und ein belastbares Kommunikationssystem aufweisen“, so die Mitteilung.

Während Leonardo keine Angaben zu der Auftragsvergabe veröffentlicht hat, haben sowohl Airbus Helicopters, als auch Lockheed Martin Sikorsky Einblicke in ihr jeweiliges Industrieteam und das potenzielle Plattformdesign gewährt.

So gibt Airbus Helicopters an, im Rahmen des Studienauftrages mit den Geschäftsbereichen Collins Aerospace und Raytheon des US-Rüstungskonzerns RTX sowie mit MBDA zusammenarbeiten zu wollen, um während der 13 Monate zwei integrierte Konzepte für militärische Drehflügler der nächsten Generation zu analysieren. Auch wenn das Unternehmen in seinem Statement kein spezifisches Plattformdesign erwähnt hat, deutet die im Rahmen der Pressemitteilung von Airbus Helicopters veröffentlichte Illustration darauf hin, dass das Technologien des Rapid and Cost-Efficient Rotorcraft (RACER) in den Airbus-Entwurf eingebracht werden könnten. Beim RACER handelt es sich um einen experimentellen Hochgeschwindigkeitshubschrauber, der im Sommer 2017 erstmals vorgestellt und nach mehreren Jahren Verzögerung Ende April 2024 seinen Erstflug absolviert hat. Neben einem Hauptrotor für den Auftrieb sorgen zwei zusätzliche, nach hinten gerichtete Propeller für einen effizienten Vortrieb des Hubschraubers und eine Marschgeschwindigkeit von rund 400 km/h. Das im Zuge der Pressemitteilung veröffentlichte Hubschrauberdesign des Airbus- NGRC (siehe Titelbild) weist jedoch einige Abweichungen zum RACER auf. So verfügt der abgebildete Konzepthubschrauber sowohl über eine klassische Rotorarchitektur – mit Haupt- und Heckrotor – als auch über zwei nach hinten gerichtete Propeller.

Lockheed Martin hingegen gibt an, mit einem Konzept auf Basis des Technologiedemonstrators Sikorsky X2 antreten zu wollen, an dessen Technologie das Unternehmen seit rund 15 Jahren entwickelt und testet, auch wenn der Hubschrauber selbst 2011 seinen letzten Flug hatte. Bei dem X2 handelt es sich ebenfalls um ein neuartiges Designkonzept mit einem Koaxialrotor und Schubpropeller am Heck des Hubschraubers. Designelemente des X2 flossen in die Entwicklung des S-97 Raider und des SB-1 Defiant, mit denen Sikorsky in unterschiedliche Hubschrauberwettbewerbe der U.S. Army gegangen ist.

Auch Lockheed Martin gibt an, die Konzeptstudie nicht allein durchführen zu wollen, sondern sich auf ein breites europäisches Team zu stützen. Die europäische Industriegruppe von Lockheed Martin Sikorsky umfasst dem US-Konzern zufolge Tier-1-Luftfahrtzulieferer wie BAE Systems, ELT Group, ESG Elektroniksystem- und Logistik GmbH, GE Aerospace, Hellenic Aerospace Industry, Kongsberg, Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, MAGroup, Malloy Aeronautics, SAFRAN, Rheinmetall und TERMA. „Diese Industriegruppe wird Vorschläge unterbreiten, wie ihre erstklassigen militärischen Produkte den Ansatz des integrierten Plattformkonzepts X2 unterstützen können, um die Fähigkeiten der NATO zu erweitern und eine Drehflügellösung der nächsten Generation anzubieten“, heißt es in der Pressemitteilung von Lockheed Martin.
wg