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Teaser – IAI stellt günstigen Mehrzweck-Lenkflugkörper für den infanteristischen Einsatz vor

Thomas Lauge Nielsen

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Der israelische Rüstungskonzern Israel Aerospace Industries (IAI) hat auf der kürzlich beendeten Jahrestagung und Ausstellung der Association of the United States Army (AUSA) in Washington, D.C., erstmals seine neue kostengünstige, schultergestützte „Individual Assault Missile“ mit dem Namen Teaser vorgestellt.

Der Teaser ist nur 70 cm lang, hat einen Durchmesser von 8,4 cm und eine Flügelspannweite von 30 cm, wenn die Flügel vollständig entfaltet sind. Das vollständige Gewicht des Flugkörpers wurde nicht angegeben, in AUSA begleitenden Medienberichten ist jedoch von einem Gewicht von weniger als 2,3 kg (5 Pfund) die Rede. Angesichts der Tatsache, dass der Flugkörper einen Mehrzwecksprengkopf mit einem Gewicht von 1 kg haben soll, erscheint ein Gesamtgewicht von 2,3 kg jedoch sehr niedrig.

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Der genaue Typ des im Flugkörper verwendeten Zünders wurde nicht bekannt gegeben, obwohl eine Art von Multifunktionszünder (Aufschlag, Aufschlagverzögerung und möglicherweise Zeit) wahrscheinlich ist. Im IAI-Datenblatt für den Flugkörper heißt es: „Optionaler Annäherungssensor für Flugziele verfügbar“, aber es wird nicht klar, ob es sich um eine Zusatzfunktion oder einen Ersatzzünder handelt. Offensichtlich wären feindliche Drohnen und andere leichte Luftfahrzeuge ein Hauptziel für eine Version des Teaser mit Annäherungszünder.

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Der Flugkörper verfügt über einen zweistufigen Antrieb mit einer Startstufe, die den Flugkörper aus dem Startrohr ausstößt, und einem Raketenmotor, der ihn in Zielrichtung beschleunigt. Die Startstufe hat einen geringen Rückstoß, so dass der Flugkörper auch innerhalb von Gebäuden oder Bunkern abgefeuert werden kann, was den taktischen Nutzen des Flugkörpers erhöht.

Der Teaser kann nicht nur schultergestützt, sondern auch getrennt von der Visiereinheit aufgestellt und aus der Ferne abgefeuert werden, was den Vorteil hat, dass der Schütze von der Startsignatur „abgezogen“ wird, was das Risiko einer Entdeckung aber auch Bekämpfung des Schützen nach Schussabgabe minimiert. IAI nennt zudem leichte Boden-, Luft- und Wasserplattformen, einschließlich Drohnen, als mögliche Abschussplattformen für den Teaser.

Um die Kosten niedrig zu halten, die Abhängigkeit von der Satellitennavigation zu vermeiden und die Bedienung des Flugkörpers einfach zu gestalten, verzichtete IAI eigenen Angaben zufolge auf fortschrittliche Lenkung, Lasersucher und optische oder Infrarot-Systeme und stattete den Teaser mit einem so genannten „Automatic Command to Line of Sight“-Leitsystem (ACLOS) aus. Dieses besteht aus einer Visiereinheit, dem so genannten „Teaser-Visier“, das mit Sicht- und Infrarotkanälen zur Zielbeobachtung ausgestattet ist, sowie dem Abschussgerät, das am Einweg-Abschussrohr befestigt wird. Wenn der Benutzer ein Ziel durch das Visier identifiziert und erfasst hat, wird der Flugkörper abgefeuert. Der Schütze verfolgt dann das Ziel weiter, und das Visier überträgt IAI zufolge über eine schmalstrahlige Datenverbindung mit geringer Abfangwahrscheinlichkeit kontinuierlich Lenkbefehle an den Flugkörper. Das Visier ist auch in der Lage, Zieleingaben von entfernten Sensoren zu empfangen.

Der Gedanke, satellitengestützte Navigationssysteme zu vermeiden, beruht nach Angaben des IAI auf „Erfahrungen aus Kriegen“. Obwohl in diesem Zusammenhang nicht ausdrücklich erwähnt, wurden während des Krieges in der Ukraine satellitengestützte Navigationssysteme wie GPS und GLONASS gestört und manipuliert.

Das Leitsystem „Command-to-Line-of-Sight“ ist nicht neu und wurde in der zweiten Generation von Panzerabwehrraketen, wie z.B. dem Panzerabwehrlenkflugkörper TOW und dem HOT, ausgiebig genutzt. Der Hauptnachteil dieses Systems besteht darin, dass der Schütze das Ziel bis zum Einschlag des Flugkörpers kontinuierlich im Ziel behalten muss, wodurch der Schütze potenziell feindlichen Gegenmaßnahmen ausgesetzt ist. Bei dem Teaser-Flugkörper gibt IAI jedoch an, dass die hohe Geschwindigkeit des Flugkörpers von 200 m/s die Gefährdung des Schützen minimiert. Bei einer maximalen Reichweite von 2.500 m bedeutet dies jedoch eine Flugzeit von 12,5 Sekunden. Die oben beschriebene Möglichkeit, den Flugkörper aus der Distanz abzufeuern, verringert dieses Risiko jedoch. Die Vorteile des ACLOS-Lenkungssystems sind IAIs Angaben nach seine geringe Anfälligkeit für Störungen und Spoofing sowie seine relative Einfachheit und geringen Kosten.

IAI ist nicht der erste Hersteller, der einen kompakten, leichten Flugkörper für den abgesessenen Einsatz vorstellt. MBDA Deutschland stellte mit dem „Enforcer“ bereits vor mehreren Jahren einen Flugkörper für ähnlichen Einsatzzweck vor, der 2023 in Serienproduktion ging: Der Enforcer ist ein leichter Mehrzweck- und Präzisionsflugkörper für Spezialkräfte und Infanterie. Da die beiden Waffensysteme in etwa gleich groß sind und die gleichen Leistungsdaten aufweisen (Reichweite von ca. 2.500 m und 1 kg Sprengkopf), erscheint ein Vergleich sinnvoll:

 TEASERENFORCER
Länge [m]0,7< 1
Durchmesser [m]0,0840,09
Lenkflugkörpergewicht [kg]< 2,5 (?)7
Gefechtskopf [kg]11
Reichweite [m]2500> 2.000
LenkungACLOSIR/Optisch
Einsatz in geschlossenen Räumenjaja
Fire-and-Forget-Modusneinja

Wie man sieht, ist der wichtigste physikalische Unterschied zwischen den beiden Waffensystemen das Gewicht, obwohl, wie oben bereits erwähnt, dass für den Teaser berichtete Gewicht des Flugkörpers sehr niedrig erscheint.

Der wichtigste operative Unterschied ist das Lenksystem. Während der Teaser das oben beschriebene ACLOS-Lenksystem nutzt, verwendet der Enforcer einen Sicht- und Infrarotsensor, den der Schützen vor dem Abfeuern der Rakete auf das Ziel ausrichtet, woraufhin die Rakete das ausgewählte Ziel autonom anvisiert. Im Gegensatz zum Teaser ist der Enforcer damit ein „Fire-and-Forget“-Flugkörper, bei dem der Schütze nach dem Abschuss keine weiteren Maßnahmen ergreifen muss und sich umgehend in Deckung bringen oder weitere Aufträge ausführen kann. Andererseits ist das anspruchsvollere optische/IR-Lenksystem zwangsläufig auch teurer als das ACLOS-Lenksystem des Teaser. Der Teaser-Stückpreis wird einem IAI-Vertreter gegenüber dem Fachmedium „European Security and Defence“ mit 15.000 US-Dollar angegeben. Für den Enforcer liegen keine genauen Stückpreskosten vor, Beobachter gehen jedoch von einem signifikant höheren Preis aus.

Der Teaser muss noch in die Produktion und den operationellen Einsatz gehen, aber IAI hat gegenüber Medienvertretern auf der AUSA erklärt, dass “mehrere potenzielle Kunden auf eine Lösung wie diese gewartet haben”. IAI gab jedoch nicht an, wann der Flugkörper in die Serienproduktion gehen soll. Während der AUSA erklärte IAI zudem, dass man offen für Kunden sei, die den Flugkörper vor Ort produzieren wollen.

Thomas Lauge Nielsen