Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall hat nach eigenen Angaben die Hagedorn-NC GmbH, einen Treibladungsproduzenten mit Hauptsitz im nieder-sächsischen Osnabrück, übernommen. Rheinmetall zufolge wurde jüngst ein entsprechender Kaufvertrag zwischen Rheinmetall und der Hagedorn AG, Osnabrück, als Verkäuferin geschlossen. Die Übernahme steht jedoch noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe durch die zuständigen Behörden.
Wie Rheinmetall in einer heutigen Mitteilung schreibt, fertigt das Unternehmen seit über 100 Jahren industrielle Nitrocellulose für zivile Anwendungen. Zudem kündigt Rheinmetall an, dass im Zuge der Übernahme relevante Anteile der Produktion nun auf militärische Anwendungen umgestellt werden sollen. Die bestehenden Kunden im zivilen Bereich sollen zunächst weiter beliefert werden, in den kommenden Monaten soll die Produktion jedoch schwerpunktmäßig auf militärische Nitrocellulose umgestellt werden. Der Rüstungskonzern geht davon aus, dass der Zukauf die Kapazitäten zur Herstellung von Treibladungen für alle Munitionsarten, insbesondere für 155mm-Artilleriemunition, stärken wird.
Nitrocellulose ist ein wesentlicher energetischer Bestandteil von Treibladungspulvern. Diese werden unter anderem als Antrieb für Artilleriemunition verwendet. Nitrocellulose wird durch Umsetzung von Cellulose mit Nitriersäuren hergestellt. Rheinmetall produziert eigenen Angaben zufolge Nitrocellulose derzeit an drei Standorten: Wimmis (Schweiz), Murcia (Spanien), Wellington (Südafrika). Durch die Übernahme gewinnt der Konzern einen weiteren Standort hinzu.
„Die Übernahme hilft uns dabei, einen strategischen Engpass bei der Treibladungsherstellung zu schließen. Wir sichern uns mit dem Erwerb den Zugang zu einer wichtigen Rohstoffquelle und setzen bei der Munitionsfertigung den Fokus auf die gesamte Wertschöpfungskette. Wir freuen uns darauf, die aktuell rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hagedorn-NC im Rheinmetall-Konzern zu begrüßen und ihnen eine sichere Perspektive zu bieten“, wird Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, in der Mitteilung zitiert.
Der Rheinmetall CEO hatte bereits im Rahmen des Analystencalls zur Bilanzpressekonferenz am 12. März 2025 auf Nachfrage eines Bankanalysten angekündigt, Zukäufe im Bereich der Nitrocellulose-Produktion tätigen zu wollen. „Wenn sich die Möglichkeit ergibt, ein Unternehmen zu kaufen, das Nitrocellulose herstellt, würde ich es kaufen“, so Papperger vor rund einem Monat. „…es könnte sein, dass wir, wenn es Unternehmen auf der Munitionsseite gibt, diese kaufen, weil ich alles in diesem Bereich kaufen möchte, weil dieser Bereich in den nächsten Jahren furchtbar wachsen wird“, erklärte der CEO weiter.
Waldemar Geiger