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U.S. Army will in 30 Monaten modernisierte Kampfpanzer haben

Sam Cranny-Evans

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Die U.S. Army arbeitet daran, die Modernisierung des Kampfpanzers M1 Abrams zu beschleunigen und das erste kampfwertgesteigerte Waffensystem in 24 bis 30 Monaten in die Truppe zu bringen. Dies geht aus einem Interview des US-Fachportals Defense News mit dem Chief Technology Officer der Army, Alex Miller, vom 14. April hervor.

Offenbar wurde der Chef des Stabes des US-Heeres, General Randy George, als er sein Amt vor etwa 18 Monaten antrat, vom Program Executive Office (PEO) Ground Combat Systems darüber informiert, dass es 65 Monate dauern würde, bis eine neue Variante des M1 Abrams, der M1E3, produziert werden kann, wie aus der Berichterstattung von Defense News hervorgeht. Es wird davon ausgegangen, dass General Dynamics Land Systems im Mai 2025 einen Auftrag erhalten wird, der es dem Unternehmen ermöglicht, rasch Teile und Kompetenzen zu erlangen, um mit den Modernisierungsarbeiten zu beginnen.

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Miller und dem PEO wurde Spielraum eingeräumt, um den Zeitplan für die Entwicklung zu beschleunigen, und die U.S. Army hofft nun, eine neue Variante des M1 Abrams in 24 bis 30 Monaten einsetzen zu können, so Miller gegenüber Defense News. Er fügte hinzu, dass viele Baugruppen des Abrams gut funktionieren, wie z.B. die 120mm-Kanone, und dass das US-Heer daran arbeitet, neue Technologien für den Antriebsstrang des Fahrzeugs sowie für das Energiemanagement und die Integration eines aktiven Schutzsystems zu nutzen. Weitere Überlegungen betreffen einen Autolader für die 120mm-Kanone, was auf eine mögliche Reduzierung der Besatzung oder einen unbemannten Turm hindeuten würde.

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Im Haushaltsantrag der U.S. Army für 2025 waren 1,7 Mrd. USD (ca. 1,5 Mrd. EUR) für die Modernisierung des M1 Abrams, des leichten Panzers M10 Booker und des XM30 – dem Nachfolger des Schützenpanzers M2 Bradley – vorgesehen. 774 Millionen Dollar dieses Budgets wurden für den M1 Abrams bereitgestellt, einschließlich der Mittel für die Kampfwertsteigerung der M1A1-Panzer auf den Standard M1A2 SEP v3. Nach Angaben von Defense News sind auch Mittel für die neue Variante vorgesehen.

Die SEP-Upgrades (System Enhancement Package) waren sehr umfangreich und reichten vom ursprünglichen SEP bis zum SEP v3. Sie umfassten digitale Kartierungs- und verbesserte Rechner sowie ferngesteuerte Waffenstationen und eine höhere Überlebensfähigkeit. Zuletzt umfassten die Upgrades auch die notwendige technische Infrastruktur zur Aufnahme des aktiven Schutzsystems Trophy und in einigen Fällen Munitionsdatenverbindungen, die den Abschuss programmierbarer Munition ermöglichen.

Ursprünglich hatte das US-Heer geplant, mit einem neuen System Enhancement Package (SEP) – SEP v4 – fortzufahren, doch wurde das SEP v4 im September 2024 gestrichen, wie der damalige PEO für Ground Combat Systems, Glenn Dean, erklärte: „Der Abrams-Panzer kann seine Fähigkeiten nicht mehr steigern, ohne an Gewicht zuzunehmen, und wir müssen seinen logistischen Fußabdruck verringern. Der Krieg in der Ukraine hat deutlich gemacht, wie wichtig ein integrierter Schutz für die Soldaten ist, der von innen heraus aufgebaut wird, anstatt aufgesetzt zu werden.“

Kampfpanzer haben ein Gewichtsproblem

Zur Orientierung: Ein M1A2 SEP v3 wiegt 67 Tonnen – der ursprüngliche M1A2 wog 63 Tonnen und der ursprüngliche M1A1 57 Tonnen, was einem Zuwachs von zehn Tonnen während der gesamten Lebensdauer des Kampfpanzers entspricht. Mit dem SEP v3 mussten auch neue Schwerlasttransporter für den Transport in ganz Europa eingeführt werden. Der Leopard 2A4 wog in seiner Kampfkonfiguration 55 Tonnen, und der Leopard 2A8 wird voraussichtlich 67 Tonnen wiegen. Den größten Zuwachs verzeichnet der britische Challenger 3. Er soll 66 Tonnen wiegen, wobei einige Quellen davon ausgehen, dass sein Kampfgewicht eher bei 70 Tonnen liegen wird. Der Challenger 2 wiegt in seiner Basiskonfiguration 64 Tonnen, aber die im Irak eingesetzten Fahrzeuge sollen mit ihren kompletten Panzersätzen 75 Tonnen erreicht haben.

Der Gewichtszuwachs hat sich auf die Mobilität der Kampfpanzer ausgewirkt und zu Änderungen am Antriebsstrang geführt, mit denen versucht werden soll, das Verhältnis von Leistung und Gewicht wiederherzustellen. Aufgrund der begrenzten Möglichkeiten in Bezug auf Kühlung und Leistungsverteilung ist der Nutzen von Änderungen am Antriebsstrang jedoch immer geringer.

Die zukünftigen europäischen Panzerkonzepte wie der KF51 von Rheinmetall, der Leopard 2 A-RC 3.0 von KNDS Deutschland, der Leclerc Evolution von KNDS Frankreich und das Main Ground Combat System (MGCS) zielen alle darauf ab, das Fahrzeuggewicht signifikant zu reduzieren. Der Leopard 2 A-RC 3.0 soll weniger als 60 Tonnen wiegen, der Leclerc Evolution 62 Tonnen, das ehrgeizige Vorhaben MGCS strebt ein Gewicht im Bereich von 50 Tonnen an.

Vor diesem Hintergrund entspricht die für den M1E3 geplante Gewichtsreduzierung dem Trend in der Panzerentwicklung. Die Änderungen, die sich auf einen Autolader und den Antriebsstrang konzentrieren, könnten dazu beitragen, den zu schützenden Kampfraum zu verkleinern, was wiederum das Gewicht reduziert, und die konstruktive Integration eines aktiven Schutzsystems könnte die Konfiguration ebenfalls verbessern und zu einem niedrigeren Gesamtgewicht des Kampfpanzers führen. Der angegebene Zeitplan deutet darauf hin, dass die ersten Varianten im Jahr 2027 oder Anfang 2028 zu erwarten sind.

Anmerkung des Autors

Das Bestreben, das Gewicht von Panzern zu reduzieren, basiert im Wesentlichen auf verschiedenen Kompromissen im Hinblick auf die Überlebensfähigkeit. Unter Überlebensfähigkeit versteht man im Großen und Ganzen die Fähigkeit eines Panzers, seine Besatzung zu schützen und seinen Auftrag angesichts feindlicher Bedrohungen zu erfüllen. Ein Beispiel dafür ist ein aktives Schutzsystem (APS): Ohne ein APS müsste ein Kampfpanzer in der Lage sein, sich gegen die neuesten Panzerabwehrlenksysteme zu schützen, von denen einige bis zu 1,5 m Panzerstahl durchdringen können. Sie stellen eine ernsthafte Bedrohung dar, und selbst relativ einfache Waffen wie eine RPG-7 können 300 mm durchschlagen. Für die Frontpanzerung der meisten Panzer ist das kein Problem, aber für die Seiten- und Heckpanzerung vieler Panzer könnte es problematisch werden. Ein APS kann einen guten Schutz gegen diese Bedrohungen bieten, ohne das Gewicht des Fahrzeugs dramatisch zu erhöhen, so dass die Panzerkommandanten ihre Fahrzeuge in den Gefahrenbereich einer urbanen Operation oder einer Offensive führen können, in der Gewissheit, dass sie über die nötige Überlebensfähigkeit verfügen, um den Auftrag zu erfüllen.

Mehr Gewicht bedeutet in der Regel mehr Panzerung und damit mehr Überlebensfähigkeit gegen Bedrohungen an der Front. Dies geht jedoch mit einem Verlust an Mobilität und, was noch wichtiger ist, mit größeren logistischen Herausforderungen einher. Schwerere Fahrzeuge benötigen mehr Unterstützung und haben weniger Wege, die sie sicher zum Einsatzort bringen können. Oft ist ein Gegner in der Lage, diese Routen zu blockieren – wie die Russen in der Ukraine festgestellt haben –, was die Verlegung schwerer Panzer erschwert. Die Frage ist, ob die bei den meisten der oben genannten Fahrzeuge in Betracht gezogenen Reduzierungen um zehn Tonnen ausreichen, um diese Auswirkungen auszugleichen.

Autor: Sam Cranny-Evans. Der Beitrag erschien erstmalig am 15.04.2025 in englischer Sprache auf der hartpunkt-Partnerseite Calibre Defence.