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Airbus stellt auf der ILA unbemannten Wingman vor

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Der Rüstungskonzern Airbus Defence and Space (ADS) präsentiert auf der am Mittwoch beginnenden Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin erstmals sein Konzept eines unbemannten Kampfflugzeugs, das auf den Namen „Wingman“ getauft wurde. Der Name bezieht sich offenbar auf die Verbindung mit einem bemannten Kampfflieger, von dem aus der Wingman geführt werden soll. Auch von den Leistungsdaten erinnert das Konzept eher an klassische Kampfflugzeuge als an seit Jahren im Einsatz befindliche Drohnen wie die Heron TP oder die MQ-9.

Airbus ordnet den Wingman in die 10-Tonnen-Klasse ein, mit einer Spannweite von 12 Metern und einer Länge von 15,5 Metern. Ob das unbemannte Flugzeug auch im Überschallbereich fliegen kann, scheint noch nicht abschließend geklärt zu sein. Nach Aussage von ADS-CEO Michael Schöllhorn ist dies „prinzipiell möglich“, auch eine Auslegung für den hohen Unterschallbereich sei denkbar. Wie er am Montag vor Journalisten in Berlin ausführte, handelt es sich beim Wingman um eine unternehmensfinanzierte Studie von Airbus im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Man spreche mit der deutschen Amtsseite über eine Folgefinanzierung, um daraus ein Programm zu machen. Ob dies so komme, sei offen. Seiner Einschätzung zufolge gibt es jedoch „großes Interesse bei der Bundeswehr“.

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Laut Schöllhorn sind in das Konzept unter anderem die von Airbus gemachten Erfahrungen bei Vorhaben wie Barracuda, dem Low Observable UAV Testbed (LOUT), den eigenen Forschungen zu Stealth sowie das über Jahrzehnte erworbene Know-how im Design eingeflossen.

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Ob das in Berlin gezeigte 1:1-Modell in der Zukunft tatsächlich so gebaut wird, ist Airbus zufolge jedoch noch ungewiss. Das Konzept der einem Kampfjet ähnelnden Drohne zeige alle vorgesehenen Fähigkeiten, darunter Stealth, die Integration verschiedener Waffen, moderne Sensoren, Konnektivität und Teaming-Lösungen. Das Modell könne als Katalysator dienen, um die Designforderungen voranzutreiben. Der Wingman soll in der Lage sein, aufzuklären, Ziele zu stören und diese gegebenenfalls am Boden und in der Luft mit Präzisionsmunition zu bekämpfen. Dabei soll das unbemannte Flugzeug nach Vorstellung von Airbus Missionen übernehmen, die für bemannte Flugzeuge zu riskant wären. Auch ein Einsatz als Escort Jammer im Rahmen der elektronischen Kampfführung wird offenbar erwogen. Das Mitführen der Bewaffnung soll sowohl mittels externer Aufhängepunkte als auch eines internen Waffenschachtes möglich sein.

Wie Marco Gumbrecht, Leiter Combat Air Systems und FCAS German Sales bei Eurofighter, sagte, soll der Wingman voraussichtlich Anfang der 30er-Jahre fliegen. Als Führungsflugzeug sei der Eurofighter in einer modernisierten Version vorgesehen. Damit könnte die Kampfdrohne noch vor dem Future Combat Air System (FCAS), das gegenwärtig von Frankreich, Deutschland und Spanien entwickelt wird, und im Jahr 2040 einsatzbereit sein soll, in Dienst gestellt werden.

Gegenwärtig ist der Wingman nicht im FCAS abgebildet. Dort gibt es lediglich einen New Generation Fighter (NGF) und einen Remote Carrier der Klasse 2, die gemeinsam das New Generation Weapon System (NGWS) bilden sollen. Nach Aussage von Gumbrecht handelt es sich beim Remote Carrier um ein Flugzeug in der Größenklasse von etwa fünf bis sechs Tonnen, das wiederverwendbar sein soll. Der Wingman liege eine Leistungsklasse darüber. Während beim FCAS-NGF der französische Konzern Dassault im Lead ist, hat Airbus die Führung beim Remote Carrier des NGWS.

Nicht nur Airbus entwickelt mit dem Wingman eine leistungsfähige Kampfdrohne. Auch jenseits des Rheins arbeitet Dassault bereits seit etwa zwei Dekaden an einem Technologie-Demonstrator mit dem Namen nEUROn. Zuletzt mit europäischen Industriepartnern aus Ländern wie Schweden, Italien und Spanien. Dieser Stealth-Flieger ist insbesondere für den Luft-Boden-Einsatz optimiert. Laut Herseller Dassault fand der Erstflug des Demonstrators bereits im Dezember 2012 statt. Vom internen Waffenschacht wurden erstmals 2015 Flugkörper eingesetzt und im Dezember 2022 waren bereits mehr als 170 Flüge absolviert worden. Was die Größe betrifft, liegt der nEUROn eher in Kategorie der Class 2 Remote Carrier. Auch ist das unbemannte Flugzeug für den Unterschallflug vorgesehen.

Der Wingman von Airbus dagegen dürfte eher einem echten Kampfflieger, auch in den Leistungsdaten nahekommen. Nach Angaben von ADS wird die Kampfdrohne einstrahlig ausgelegt. Insider gehen davon aus, dass in einem ersten Schritt das leistungsstarke EJ200-Triebwerk des Eurofighters genutzt werden könnte. Der Einsatz bewährter Komponenten scheint auch unter wirtschaftlichen Aspekten erforderlich zu sein, denn der Wingman soll nach den Vorstellungen von Airbus weniger kosten als ein bemanntes Kampfflugzeug.

Der Eurofighter wird nach Aussage von Gumbrecht auch deshalb als Führungsflugzeug des Wingman eingesetzt, weil man diese Maschine bis tief in die Avionik kenne. Eine Herausforderung wird seinen Worten zufolge das sogenannte Manned-unmanned Teaming. Hier verfüge Deutschland jedoch bereits über umfangreiche Test-Erfahrung und nehme eine Spitzenposition in Europa ein.

Wichtig für die Rolle als Führungsflugzeug ist für den Eurofighter die Einrüstung neuer Rechner-Hardware und Cockpit-Avionik. Dies soll im Rahmen der sogenannten Long Term Evolution (LTE) erfolgen. Unklar ist im Augenblick offenbar noch, wie umfangreich das LTE-Paket ausfallen soll, was auch mit den damit verbundenen Kosten und Zeitlinien zusammenhängen dürfte. Zuletzt hießt es aus gut informierten Kreisen, dass womöglich eine im Umfang reduzierte Tranche 5a des Eurofighters ohne LTE bestellt werden könnte, um die Produktionslinien nach Auslieferung der 38 Quadriga-Eurofighter nicht abreißen zu lassen.

Wie ADS-CEO Schöllhorn auf Nachfrage sagte, gibt es einen „stetigen Forstschritt“ bei der Diskussion um weitere Eurofighter-Bestellungen. Es sehe so aus, als ob die von Airbus vorgebrachten Argumente zur Industrieseite und der Technologie verfangen hätten und auch die Luftwaffe habe gesagt, dass sie weitere Flieger brauche. Er gehe davon aus, „dass es eine Tranche 5 geben wird“. Dabei ließ der Manager offen, ob es um rund 50 zum Ersatz der betagten Tornados eforderliche oder um weniger Maschinen geht. Man werde sehen, wie viele Flieger vor dem Hintergrund der Budget-Themen herauskommen, so Schöllhorn.
lah