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Airpower2024 – GDELS zeigt erstmalig Flugabwehrvariante des Pandur Evolution

Waldemar Geiger

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Der europäische Rüstungskonzern General Dynamics European Land Systems (GDELS) wird eigenen Angaben zufolge im Rahmen der Luftfahrtschau Airpower2024, die Anfang September im österreichischen Zeltweg stattfindet, erstmalig die Flugabwehrvariante des Pandur Evolution öffentlich präsentieren. Dabei handelt es sich um einen Flugabwehrkanonenpanzer auf Basis der Pandur-Evolution-Plattform und einer gewichtsoptimierten Variante des Skyranger-30-Flugabwehrsystems von Rheinmetall.

Das österreichische Bundesheer wird im Rahmen des „Aufbauplans Österreichisches Bundesheer 2032+“ insgesamt 36 Flakpanzer dieses Typs beschaffen. Ein entsprechender Lieferauftrag ist bereits erteilt worden. GDELS wurde am 19. Februar vom österreichischen Verteidigungsministerium beauftragt, 225 6×6-Radpanzer Pandur Evolution in unterschiedlichen Varianten – darunter auch Flugabwehrkanonenpanzer – zu liefern. Die Auslieferung der ersten Systeme ist für 2026 vorgesehen, was darauf schließen lässt, dass es sich bei dem in Zeltweg gezeigten Fahrzeug um einen Demonstrator handelt.

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Österreichische Skyranger-30-Variante

Als Bewaffnung des österreichischen Skyranger dient eine KCE-Revolverkanone im Kaliber 30 x 173 mm mit einer Reichweite von ca. 3.000 m und eine Feuerrate von 1.200 Schuss pro Minute, als Zweitbewaffnung erhält das System den Lenkflugkörper Mistral. Das Fahrzeug wird neben der Kanone zwei Mistral-Flugkörper aufnehmen können. In der neuesten Ausbaustufe (Mistral 3) wiegt der Flugkörper rund 20 Kilogramm. Die Waffe verfügt über einen Infrarot-Bildsuchkopf sowie fortschrittliche Bildverarbeitungsfunktionen. Die Steuerung erfolgt nach dem „Fire and Forget“-Prinzip. Der rund drei Kilogramm schwere Gefechtskopf des Mach 2,7 schnellen Flugkörpers ist geeignet, um eine breite Zielkategorie – vom Jagdflugzeug, über Transportflugzeuge, Hubschrauber bis zu Drohnen und Marschflugkörper – in bis zu acht Kilometern Entfernung bekämpfen zu können.

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Bei der österreichischen Variante des Skyranger-Turmes wird es neben der Sekundärbewaffnung einige weitere Modifikationen gegenüber der Variante geben, wie sie beispielsweise die Bundeswehr einführen wird.

Zum Einsatz soll einer früheren Rheinmteall-Mitteilung zufolge „eine besonders leichte Variante des Skyranger 30“ kommen, die „dank der hohen Kompetenz der Entscheidungsträger“ und „in enger Zusammenarbeit mit den Rheinmetall-Spezialisten“ entworfen werden konnte und gut in den Pandur Evolution integriert werden kann. Das Turmgewicht des österreichischen Skyranger 30 soll bei rund drei Tonnen liegen, wobei rund 600 Kilogramm für Komponenten – zum Beispiel die Stromversorgung – entfallen, die im Fahrzeugchassis verbaut sind. Wie Rheinmetall auf Nachfrage erklärte, wird ein Teil der Gewichtsreduktion des Turmes durch die Verwendung von Spexer-Radarpanelen von Hensoldt erreicht. Im Gegensatz zu der Turmvariante, wie sie beispielsweise auf unterschiedlichen Messeauftritten mit vier Radarpanelen, die je eine 90-Grad-Abdeckung haben, gezeigt wurde, deckt jedes der Spexer-Radarpanele einen Winkelbereich von je 120 Grad ab. Somit reichen drei Panele aus, um eine 360-Grad-Luftlage zu erfassen.

Das SPEXER 2000M 3D MkIII zeichnet sich Hensoldt zufolge durch eine hohe Detektionsleistung aus, so dass die Effektoren des Flakpanzers ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten können. Pro Panel können Hensoldt zufolge mehr als 300 Ziele gleichzeitig aufgeklärt und verfolgt werden. Die Detektionsfähigkeit ist sowohl für Micro-Drohnen als auch Kampfflugzeuge und Lenkflugkörper gegeben. Mit der Scan-on-the-move-Fähigkeit kann Spexer auch in der Bewegung aufklären. Das Radar arbeitet im Frequenzbereich 9,2 bis 10 GHz (X-Band) und kann je nach Einstellung Ziele in bis zu 40 Kilometern Entfernung aufklären.

Ein elektrooptisches Sensorpaket mit TV- und Infrarot-Kameras sowie Laserentfernungsmesser komplettiert die Sensorausstattung des Fahrzeuges.

„Die Reduktion der Anzahl Radarpanele ist eines der wichtigen Schritte auf dem Weg zur Gewichtsreduktion des Turms. Ein Turm mit drei Radarpanelen hat weniger Komponenten und kann kompakter gebaut werden“, erklärte ein Rheinmetall-Vertreter gegenüber hartpunkt Ende Februar 2024. Dem Unternehmen zufolge wird auch die deutsche Variante des Skyranger die Spexer-Radare von Hensoldt nutzen. Unterschiede wird es hingegen bei den Nebelwerfern geben. Die deutschen Systeme werden mit ROSY-Systemen ausgeliefert, Österreich wird dagegen 76-mm-Nebelwerfer bekommen, welche beim Bundesheer bereits in Nutzung sind.

Weitere Gewichtseinsparungen wurden durch Verwendung von Leichtbaumaterial sowie dem Verzicht auf einen Teil der Panzerung des unbemannten Turmes erreicht.

Das zentrale Element des Skyranger 30 bildet weiterhin die KCE-Revolverkanone im Kaliber 30 x 173 mm. Die Waffe habe ihre immense Feuerkraft und Präzision in der Erprobung unter widrigsten Wetterbedingungen bewiesen und sei in der Lage, sogenannte Air Burst Munition (ABM) zu verschießen. Die 30-mm-ABM-Technologie von Rheinmetall programmiert dem Unternehmen zufolge das Projektil beim Rohraustritt so, dass es nach einer voraus berechneten Strecke detoniert und dabei eine große Zahl von Subprojektilen aus Wolfram freisetzt, die quasi eine schnell fliegende Wolke bilden, die auch kleine Drohnen außer Gefecht setzen kann.

Eine Salve von 18 Schuss, von denen jeder 200 Gramm Subprojektile enthält, erzeugt so ein Salvengewicht von 3,6 Kilogramm. Da die einzelnen Patronen trotz modernster Fertigung mitunter leicht unterschiedliche Treibladungsmengen aufweisen, unterscheiden sich auch ihre Mündungsgeschwindigkeiten entsprechend. Würden alle Projektile so programmiert, also ob sie die gleiche theoretische Mündungsgeschwindigkeit aufweisen, könnte sich dann erhebliche Abweichungen beim gewünschten Detonationspunkt ergeben. Um dies zu vermeiden, hat Rheinmetall nach eigenen Angaben eine Technik entwickelt, mit der an der Rohrmündung zunächst die tatsächliche Geschwindigkeit gemessen wird und erst danach die Programmierung erfolgt. Das erhöht die Präzision.

Pandur Evolution

Der Pandur Evolution ist eine kampfwertgesteigerte Version des „Ur-Pandur“, welche von GDELS 2018 vorgestellt wurde. Das Fahrzeug ist im Vergleich zu anderen 6×6-Radpanzern besonders stark motorisiert, was sowohl der Mobilität als auch der Aufwuchsfähigkeit dienlich ist.

Das Fahrzeug wiegt etwa 18,6 Tonnen, wovon bis zu 4,5 Tonnen für die Nutzlast zur Verfügung stehen. Der Antrieb erfolgt über einen 8,9 Liter 6-Zylinder-Dieselmotor Cummins ISLe 450 mit 335 kW Leistung samt einem 6-Gang-Getriebeautomaten von ZF. Die Höchstgeschwindigkeit wird vom Hersteller mit 82 km/h im Gelände bzw. 118 km/h auf der Straße angegeben. Einzelradaufhängung samt des sogenannten Automatic Drivetrain Management mit 100 Prozent Sperrwirkungsgrad in Verbindung mit dem Leistungsgewicht (17,6 kW/t) sorgen für hohe Agilität im Gelände und auf der Straße.

Die Panzerung des Fahrzeuges bietet der Besatzung Schutz vor Splittern, vor Beschuss durch Infanteriewaffen sowie vor Minen. Inklusive der Zusatzpanzerung von Rheinmetall Protection Systems verfügt der Pandur Evolution über die Schutzklasse gemäß STANAG 4569 Level 3 ballistisch. Eine Explosionsunterdrückungsanlage, ein entkoppelter Fußboden – als Teil des Minenschutzes – sowie eine ABC-Schutzbelüftung komplettieren den Fahrzeugschutz.

Waldemar Geiger