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Aufklärungssystem PEGASUS absolviert Erstflug

Waldemar Geiger

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Gut drei Jahre nach Auftragserteilung durch das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw hat das mit Hensoldt als Generalunternehmer realisierte Signalaufklärungssystem PEGASUS (Persistant German Airborne Surveillance Systems) jüngst seinen Erstflug absolviert. Wie die im Projekt involvierten Unternehmen Hensoldt, Lufthansa Technik Defense und Bombardier Defense heute bekanntgaben, erfolgte der erfolgreiche Erstflug des PEGASUS-Flugzeugs am Bombardier-Standort Wichita im US-Bundesstaat Kansas bereits in der zweiten Hälfte des Septembers 2024. Seitdem hat das Luftfahrzeug nach Aussage eines Bombardier-Vertreters gegenüber Medienvertretern im Rahmen einer Q&A mehrere weitere Testflüge durchlaufen. Dabei hätten die Testpiloten dem Flugzeug das Flugverhalten einer regulären Global 6000 attestiert, obwohl zur Aufnahme der Sensorik mehrere strukturelle Veränderungen am Flugzeug vorgenommen werden mussten.

Mit PEGASUS an Bord von Global 6000-Flugzeugen soll ab 2027 die Grundbefähigung für die Signalerfassende Luftgestützte Weiträumige Überwachung und Aufklärung (SLWÜA) erreicht werden. (Bild: Bombardier Defense)

Bei PEGASUS handelt es sich um eine luftgestützte Missionsplattform mit dem integrierten Signal-Intelligence(SIGINT)-System „Kalætron Integral“, um Signalüberwachungsmissionen für die deutschen Streitkräfte durchzuführen. Hensoldt wurde im Juni 2021 mit der Entwicklung, Produktion und Integration des signalerfassenden Aufklärungssystems inklusive der drei Flugzeuge des Typs Bombardier Global 6000 und zugehörigen Auswertestationen beauftragt. Ob es nur bei den drei beauftragten Systemen bleibt ist derzeit noch unklar. Ein Vertreter von Hensoldt erklärte im Rahmen der Q&A, dass die zahlreichen aktuellen Krisen und Konflikte sicherlich nicht gänzlich mit den drei Aufklärungsflugzeugen überwacht werden könnten. Er wies auch darauf hin, dass die ursprüngliche Absicht der Bundeswehr die Beschaffung von mehr als nur drei Systemen vorsah, damals sollte die Fähigkeit noch mit dem Global Hawk realisiert werden. Hensoldt sei zwar mit der Bundeswehr über einen eventuellen Kauf weiterer Systeme im Austausch, diese Gespräche stünden aber dem Unternehmensvertreter zufolge noch am Anfang.

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Mit PEGASUS soll eine seit 2010 bestehende Fähigkeitslücke Signalerfassende Luftgestützte Weiträumige Überwachung und Aufklärung (SLWÜA) geschlossen werden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums (BMVg) im 18. Rüstungsbericht soll das erste fertige PEGASUS-Systemen 2027 an die Bundeswehr übergeben werden. Dem BMVg zufolge soll PEGASUS damit künftig eine wesentlichen „Beitrag im Rahmen der Krisenfrüherkennung, der Lagebeurteilung im Rahmen der Krisenvorsorge sowie der Feststellung der Bedrohungslage in Interessen- und potenziellen Einsatzgebieten liefern“. Das System solle in der Lage sein, die Aufgaben der luftgestützten weiträumigen Fernmelde- und ELOKA-Aufklärung zu erfüllen.

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Ein Vorgänger der Hensoldt-Technologie (insbesondere die Antennen) war ursprünglich für den Einbau in den Global Hawk vorgesehen. Das unbemannte Flugzeug erhielt jedoch nach langen Querelen keine Zulassung in Deutschland und das Projekt wurde schließlich abgebrochen. Auch von der Integration des Systems auf das unbemannte Luftfahrzeug vom Typ MQ-4C Triton wurde Abstand genommen.

Das Aufklärungssystem PEGASUS bestehe im Wesentlichen aus drei Luftfahrzeugen des Typs Bombardier Global 6000 ausgerüstet mit Sensorik sowie zugehöriger Bodenkomponente der Luftfahrzeuge, einem SIGINT-Bodensegment, einer Ausbildungsanlage und einer Referenzanlage.

Der Flugzeugbauer Bombardier Defense hatte eigenen Angaben zufolge im November 2022 mit dem Umbau der ersten Maschine des Typs Global 6000 für das PEGASUS-Vorhaben begonnen. Dazu mussten Veränderungen an der Flugzeugstruktur der Maschine vorgenommen werden, um das SIGINT-System Kalætron Integral von Hensoldt, das Radar- und Funkdaten sammelt und analysiert, einrüsten zu können.

„Dieser erfolgreiche Erstflug ist das Ergebnis der engen Zusammenarbeit und des Wissensaustauschs zwischen Hensoldt, Lufthansa Technik Defense, Bombardier Defense und unseren Lieferanten, um das modifizierte, leistungsstarke Global 6000-Flugzeug für das Pegasus-Programm in die Luft zu bringen. Mit den regelmäßigen Flugtests, die von Bombardiers Basis in Wichita aus durchgeführt werden, sammelt das Flugzeug weiterhin wichtige Zertifizierungsdaten, um die Plattform zu verbessern und zu perfektionieren, bevor es in die nächste Phase geht“, erklärt Steve Patrick, Vizepräsident von Bombardier Defense, im Rahmen der offiziellen Erstflug-Feier, für die Vertreter von der Unternehmen sowie Angehörige der Bundeswehr nach Wichita angereist sind, um diesen entscheidenden Meilenstein des Programms zu feiern.

„Mit der Integration unseres Kalætron-Integral-Systems liefern wir Schlüsselkomponenten, die für die ‚Aufklärung von morgen‘ unerlässlich sind. Diese Leistung unterstreicht die hervorragende Zusammenarbeit zwischen HENSOLDT, Lufthansa Technik Defense und Bombardier Defense“, ergänzte Dietmar Thelen, Leiter der Division Spectrum Dominance bei Hensoldt.

In einer anschließenden Phase erfolgt die Systemintegration und -zertifizierung bei der Lufthansa Technik Defence in Hamburg. Bis dahin muss das Flugzeug jedoch noch in Wichita verbleiben und weitere Flugtests absolvieren, um zuerst eine zivile und anschließend eine militärische Zertifizierung zu erhalten. Die Übergabe des ersten Flugzeuges an die Lufthansa Technik ist für den Sommer 2025 geplant. Die beiden weiteren Flieger sollen Hamburg wenige Monate später erreichen.

Bei Lufthansa Technik Defense wird die Zeit nach Aussage der drei beteiligten Unternehmen zwischenzeitlich gut genutzt, um entsprechende Konstruktionsarbeiten für die Integration des Missionssystems, für die zusätzlichen zivilen und militärischen Avioniksysteme sowie die Flugzeugkabine durchzuführen. Auch der Produktionsprozess der Innenausstattungsteile hat bereits begonnen, um sicherzustellen, dass die Komponenten sofort eingebaut werden können, wenn das Flugzeug in Hamburg ankommt.

Mit PEGASUS an Bord von Global 6000-Flugzeugen soll ab 2027 die Grundbefähigung für die Signalerfassende Luftgestützte Weiträumige Überwachung und Aufklärung (SLWÜA) erreicht werden. (Grafik: Hensoldt)

Darüber hinaus gibt Hensoldt an in der Zwischenzeit die Systemarchitektur an die operativen Bedürfnisse der Bundeswehr angepasst zu haben. „Die entsprechenden Hardware- und Softwareentwicklungen sind derzeit im Gange, verschiedene Demonstrationen haben das immense Potenzial und die Fähigkeiten der kommenden Lösung gezeigt“, so Hensoldt.

Waldemar Geiger