Das U.S. Ground Based Midcourse Defense System in Fort Greely, Alaska, hat 20 neue Raketensilos als Teil einer von Boeing durchgeführten Modernisierung der Anlage erhalten, wie aus einem am 4. März von von Defense News veröffentlichten Artikel hervorgeht.
Der US-Stützpunkt in Fort Greely verfügte ursprünglich über 40 Silos für den sogenannten Ground Based Interceptor (GBI). Diese Anlagen wurden nun auf 60 Silos aufgestockt, die jedoch noch befüllt werden müssen. In einer Infografik auf der Boeing-Website heißt es, dass das Unternehmen davon ausgeht, 64 Abfangraketen bis 2023 in Betrieb zu nehmen. Das deutet darauf hin, dass das Programm hinter dem Zeitplan liegt.
Das Ground Based Midcourse Defense System ist darauf ausgelegt, ballistische Interkontinentalraketen (Intercontinental Ballistic Missiles; ICBMs) abzufangen, die von Nordkorea oder Iran abgefeuert werden. Es wird allgemein angenommen, dass das System nicht dazu gedacht oder in der Lage ist, große komplexe Angriffe abzufangen, die wahrscheinlich von China oder Russland initiiert würden.
Das System besteht es aus einer Vielzahl von Sensoren, darunter große bodengestützte Radaranlagen wie das AN/FPS-108 Cobra Dane auf der Eareckson Air Station auf der Insel Shemya, Alaska, oder das AN/FPS-126 Upgraded Early Warning Radar im Vereinigten Königreich auf dem Luftwaffenstützpunkt Fylingdales. Unterstützt werden sie durch weltraumgestützte Detektionssysteme, die auf das Infrarotspektrum ausgerichtet sind und die die bei einem Raketenstart entstehende große Hitze erkennen sollen, sowie das seegestützte X-Band-Radar-1; ein einzigartiges Radar, das auf einer stillgelegten Ölplattform untergebracht ist und hochauflösende Bilder von ankommenden Bedrohungen zu liefern, damit das Ground Based Midcourse Defense System mit seinen Abfangraketen zwischen Zielen und „Debris“ unterscheiden können.
Verschiedene andere Luftverteidigungssysteme sind in das System eingebunden, wie die Aegis-Systeme an Bord von US-Schiffen und die Radare der Patriot- und THAAD-Batterien. Dieses System soll möglichst viele Informationen von einem Raketenstart liefern, damit mehrere Abfangflugkörper gestartet werden können und die Interkontinentalrakete in der Mitte ihres Fluges treffen können, wenn die Abfangmöglichkeiten am höchsten sind.
Anmerkung des Autors
Der US-Präsident Donald Trump hat den Ausbau des Ground Based Midcourse Defense Systems während seiner ersten Amtszeit initiiert und kündigte in der ersten Woche seiner zweiten Amtszeit ein neues Projekt an, das er als „Golden Dome“ bezeichnete. Golden Dome zielt darauf ab, den Schutz gegen Interkontinentalraketen auf ganz Amerika ausdehnen. In einer Sitzung des Kongresses am 4. März sagte er, er bitte den Kongress um die „Finanzierung eines hochmodernen Golden-Dome-Raketenabwehrschildes, um unser Heimatland zu schützen… Ronald Reagan wollte dies schon vor langer Zeit tun, aber die Technologie war einfach nicht vorhanden… aber jetzt haben wir die Technologie und sie ist unglaublich. Andere Länder haben sie, Israel hat sie, und die Vereinigten Staaten sollten sie auch haben“, sagte er.
Das Prinzip der ICBM-Abwehr über eine große Fläche ist jedoch umstritten. Einem Bericht des Government Accountability Office zufolge sollen die USA bis 2020 schätzungsweise 53 Milliarden US-Dollar für das Ground Based Midcourse Defense System ausgegeben haben, für die folgenden fünf Jahre waren weitere 5 Milliarden US-Dollar geplant. Trotz dieser Investitionen hat das System bei Tests nur unregelmäßige Abfangquoten erzielt, zudem gab es Probleme mit der Zuverlässigkeit der Abfangflugkörper. Allerdings arbeitet die Missile Defense Agency (MDA) an einem Interceptor der nächsten Generation, um die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Abfangens von mehreren Gefechtsköpfen zu erhöhen. Ursprünglich wollte die MDA 20 der neuen Raketen für die neuen Silos in Fort Greely und 11 für Testflüge nutzen. Die Kosten für diese Beschaffung allein wurden im Jahr 2021 auf 18 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Autor: Sam Cranny-Evans. Der Beitrag erschien erstmalig am 5.03.2025 in englischer Sprache auf der hartpunkt-Partnerseite Calibre Defence.