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Bundeswehr beschafft multispektrale Tarnausstattung für den Schützenpanzer Puma

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Die Bundeswehr will auf Grundlage von bereits gesammelten Einsatzerfahrungen und mit Hinblick auf zu erwartende Einsatzszenare im Rahmen eines Wettbewerbes multispektrale Tarnausstattungen für die Flotte der Schützenpanzer Puma beschaffen. Dazu hat das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw einen entsprechenden Teilnahmewettbewerb für die Beschaffung von bis zu 300 Tarnsätzen in den Fahrzeugenvarianten Schützenpanzer VJTF und S1 gestartet. Dies geht aus einer aktuellen Veröffentlichung des BAAINBw auf der europäischen Online-Vergabeplattform TED hervor.

Die derzeitige Planung sieht gemäß BAAINBw vor, zuerst einen Vertrag über die Lieferung eines Prototyps einer „Mobilen Multispektralen Tarnausstattung“ (MMT) in der Variante „woodland“ zu schließen und anschließend bis 300 Fahrzeugsätze im Rahmen einer Serienbeschaffung zu beauftragen.

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„Auf der Grundlage der bereits im Einsatz gesammelten Erfahrungen und mit Blick auf die zu erwartenden Einsatzszenare ist es erforderlich, eine auf die in den Einsatzgebieten vorherrschenden Bedingungen angepasste Ausführung der MMT zu beschaffen“, erklärt das BAAINBw den Hintergrund der Beschaffung.

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Bei der mobilen multispektralen Tarnausstattung handelt es sich nach Beschreibung des BAAINBw um eine modular aufgebaute Tarnausrüstung, die die Fahrzeugsignaturen visuell im Infrarot- und im Radarbereich reduziert, ohne dass die Mobilität oder die einsatzspezifischen Funktionen des Schützenpanzers – beispielsweise Aufklärungs- und Wirkmöglichkeiten – beeinträchtigt werden. „Um eine optimale Signaturreduzierung zu erhalten, wird das Tarnmaterial für das jeweilige Fahrzeug geometrisch auf die äußeren Konturen des SPz PUMA maßgeschneidert. Die Tarnausstattung verbleibt bis zu umfangreicheren Instandsetzungsmaßnahmen am Fahrzeug; kann jedoch jederzeit abgenommen oder ausgetauscht werden“, heißt es in der BAAINBw-Meldung. Bei Bedarf kann die Tarnausstattung durch weiteres Tarnmaterial, bspw. natürliches Tarnmaterial, ergänzt werden, um sich so der Umgebung besser anzupassen und die visuelle Tarnwirkung noch weiter zu verbessern.

Kampfpanzer Leopard 2 A7V mit mobiler multisprektraler Tarnausstattung in Litauen
Ein mit MTT ausgestatteter Kampfpanzer Leopard 2 A7V der Bundeswehr in Litauen. (Bild: Bundeswehr / PAO eFP)

Der Teilnahmewettbewerb sieht vor, alle eingegangenen Angebote auf Erfüllung der geforderten wirtschaftlichen und technischen Kriterien sowie Kriterien zur Eignung der Berufsausübung zu überprüfen und anhand dessen Bewerber auszuwählen, die zur zweiten Phase des Verfahrens eingeladen werden.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Bundeswehr die multispektrale Tarnausstattung im Rahmen eines Wettbewerbs beschaffen wird. Dies deutet darauf hin, dass mittlerweile neben dem schwedischen Rüstungskonzern Saab auch andere Anbieter maßgeschneiderte Tarnausstattungen für Gefechtsfahrzeuge anbieten.

Ein mit MTT ausgerüsteter Schützenpanzer Marder 1 A5 A1 auf Patrouille in Kunduz, Afghanistan.
Ein mit MTT ausgerüsteter Schützenpanzer Marder 1 A5 A1 auf Patrouille in Kunduz, Afghanistan. (Bild: Bundeswehr)

Bis dato hat die Bundeswehr exklusiv auf das „Mobile Camouflage System“ (MCS) gesetzt, das Saab Barracuda seit 1996 anbietet. In der Bundeswehr wird das MCS als Multispektraler Mobiler Tarnsatz (MMT) bezeichnet und ist in Kleinserien für Kampfpanzer Leopard 2, die Panzerhaubitze 2000, den Schützenpanzer Marder, das GTK Boxer, Bergepanzer 3 Büffel, Wolf, Fennek eingeführt. Die MCS-Nutzung im Zuge des ISAF-Einsatzes hat zudem gezeigt, dass das Aufheizen der Fahrzeuge in der prallen Sonnen mittels der MTT verlangsamt wird und die Innentemperatur in den Gefechtsfahrzeugen signifikant gesenkt wird, was sich positiv auf die Einsatzfähigkeit der Besatzung auswirkt.

Zuletzt haben auch die dänischen Streitkräfte im Februar 2025 bekanntgegeben, ihre Schützenpanzerflotte vom Typ CV90 mit Saabs MCS ausrüsten zu wollen.

Hintergrund zu multispektraler Tarnausstattung

Künstliche Tarnmittel wie Tarnnetze oder Tarnanstriche im Verbund mit natürlichen Tarnmitteln wie Bewuchs können die visuelle Aufklärung erschweren, stoßen aber spätestens dann an ihre Grenzen, wenn die Aufklärung beispielsweise mittels Radartechnik oder Thermalkameras erfolgt.

Um die Aufklärung durch solche Systeme zu erschweren, gibt es sogenannte Multispektraltarnsysteme. Solche Netze bzw. Ausstattungen sind in der Lage, mehr als nur ein Spektrum – das visuelle – zu tarnen. Wobei tarnen nicht bedeutet, dass man gänzlich unsichtbar wird, sondern vielmehr ein Zustand erreicht wird, der die Detektionsreichweite signifikant verringert.

Multispektraltarnnetze und -ausstattungen sind in der Lage, mindestens zwei teilweise aber auch mehr Spektren zu tarnen. So kann beispielsweise die thermische (teilweise vom Nahinfrarotbereich bis hin ins UV-Spektrum) und oder elektromagnetische bzw. Radar-Signatur von Fahrzeugen verschleiert bzw. reduziert werden, so dass die Aufklärungsreichweite signifikant verringert wird.

Waldemar Geiger