Anzeige

Canadian Patrol Submarine Project – Kanada will U-Boot-Flotte verdreifachen

Lars Hoffmann

Anzeige

Der kanadische Verteidigungsminister Bill Blair hat in der vergangenen Woche den Plan zur Beschaffung von bis zu 12 konventionell angetriebenen, eisgängigen U-Booten für sein Land angekündigt. Mit dem kanadischen Patrouillen-U-Boot-Projekt (Canadian Patrol Submarine Project – CPSP) werde Kanada eine größere, modernisierte U-Boot-Flotte erwerben, schreibt das kanadische Verteidigungsministerium in einer Mitteilung. Es werde der Royal Canadian Navy ermöglichen, verdeckt maritime Bedrohungen aufzuspüren, die maritimen Zugänge zu kontrollieren und eine dauerhafte Abschreckung an allen drei Küsten zu gewährleisten. Als Bedrohung werden die Aktivitäten von Russland und China genannt. Mit der Ankündigung dürfte der Vorschlag von Premierminister Justin Trudeau vom Tisch sein, womöglich atomgetriebene U-Boote zu kaufen.

Im Rahmen des kanadischen Patrouillen-U-Boot-Projekts führt das Verteidigungsministerium nach eigenen Angaben derzeit Gespräche mit Herstellern und potenziellen Partnern. Als möglicher Anbieter gilt unter anderem thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) aus Deutschland. Darüber hinaus dürften auch koreanische sowie Anbieter aus anderen europäischen Ländern in Frage kommen.

Anzeige

Im Herbst 2024 wird laut Ministerium ein offizieller „Request for Information“ erfolgen, um weitere Informationen über die Beschaffungs-, Bau-, Liefer- und Betriebsfähigkeiten potenzieller Bieter zu erhalten, die U-Boote für Kanada bauen können. Mit dieser Anfrage sollen den Angaben zufolge auch Informationen eingeholt werden, die den Aufbau einer U-Boot-Wartungskapazität in Kanada ermöglichen.

Anzeige

„Diese Beschaffung wird Kanada in die Lage versetzen, engere Beziehungen zu seinen Verbündeten und Partnern aufzubauen und eine strategische Partnerschaft zu etablieren, die nicht nur die U-Boote selbst liefert, sondern auch eine dauerhafte Beziehung zwischen Kanada und seinen strategischen Partnern schafft, um die Ausbildung des Personals und den Austausch von Informationen zu unterstützen“, schreibt das Ministerium.

Eine Partnerschaft beim Erwerb und Betrieb von U-Booten der Klasse 212 CD hatten jüngst der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein norwegischer Amtskollege Bjørn Arild Gram den Kanadiern gemacht und eine engere militärische Zusammenarbeit vorgeschlagen. Deutschland und Norwegen wollen zunächst sechs Boote der Klasse 212 CD beschaffen, vier weitere könnten demnächst dazukommen. Während des NATO-Gipfels in Washington in der vergangenen Woche vereinbarten Pistorius und seine norwegischen und kanadischen Amtskollegen dann auch tatsächlich eine trilaterale maritime Sicherheitspartnerschaft für den Nordatlantik. Das Ziel ist laut BMVg die engere Kooperation zwischen Deutschland, Norwegen und Kanada, um die Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten der NATO weiter auszubauen.

Wie aus der Mitteilung des kanadischen Verteidigungsministeriums hervorgeht, sind die wichtigsten Anforderungen an die U-Boote Tarnfähigkeiten, Durchschlagskraft, Ausdauer und Einsatzfähigkeit in der Arktis – das bedeute, dass das U-Boot eine große Reichweite und Ausdauer haben müsse. Kanadas neue Flotte müsse eine einzigartige Kombination dieser Anforderungen bieten, um sicherzustellen, dass Kanada in der Lage sei, Gegner in allen drei kanadischen Ozeanen aufzuspüren, zu verfolgen, abzuschrecken und gegebenenfalls zu besiegen, und gleichzeitig einen bedeutenden Beitrag an der Seite von Verbündeten zu leisten und die kanadische Regierung in die Lage zu versetzen, diese Flotte zur Unterstützung unserer Partner und Verbündeten im Ausland einzusetzen.

Gegenwärtig hat die kanadische Marine vier U-Boote der Victoria-Klasse im Dienst, die 1998 von der britischen Regierung erworben und über einen Zeitraum von vier Jahren, von 2000 bis 2004, an Kanada geliefert wurden.

Die ersten drei U-Boote – Victoria, Windsor und Corner Brook – wurden kurz nach ihrer Ankunft in Kanada in den Dienst der Royal Canadian Navy gestellt. Das vierte U-Boot, die Chicoutimi, wurde 2004 an Kanada ausgeliefert, aber aufgrund eines Brandes im gleichen Jahr und der danach erforderlichen Arbeiten erst 2015 in Dienst gestellt. Die vier Boote sollen modernisiert und bis Mitte/Ende der 2030er Jahre betrieben werden.

Lars Hoffmann