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F 127 – thyssenkrupp Marine Systems und NVL vereinbaren Zusammenarbeit

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Die Marinewerften thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) und die zur Lürssen-Gruppe gehörende NVL haben haute auf der maritimen Messe SMM 2024 in Hamburg die geplante Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens bekanntgegeben und eine Zusammenarbeitsvereinbarung unterzeichnet. Wie tkMS in einer Mitteilung schreibt, hat die Kooperation das Ziel, gemeinsam den Bau der MEKO A-400 AMD zu realisieren. Dabei handelt es sich um ein  Schiffskonzept von thyssenkrupp Marine Systems, das speziell für die Anforderungen an eine Luftverteidigungsfregatte der Deutschen Marine entwickelt worden sei. Die Marine plant die Beschaffung von bis zu sechs Einheiten der neuen Klasse F 127.

Die Unterzeichnung des Kooperationsvertrags erfolgte durch Oliver Burkhard, CEO von thyssenkrupp Marine Systems, und Friedrich Lürßen, Gesellschafter der Unternehmensgruppe NVL. Als Hauptanteilseigner des Gemeinschaftsunternehmens werde tkMS mit seinem MEKO-A-400-Design eine führende Rolle bei der Entwicklung und Produktion der F 127 übernehmen, während die NVL ihre umfangreichen Fertigungskapazitäten und ihre langjährige Erfahrung im Bau von Marineschiffen in die Kooperation einbringe. Die genaue Ausgestaltung der Leistungspakete werde im weiteren Verlauf noch festgelegt.

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Das Bundeskartellamt hatte bereits gestern die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zwischen tkMS und der NVL B.V. & Co. KG (NVL), eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH & Co. KG der Lürssen-Gruppe, fusionskontrollrechtlich freigegeben. Ziel der Projektgesellschaft sei die gemeinsame Bewerbung und Umsetzung des Rüstungsprojekts Fregatte 127 der Deutschen Marine, schreibt die Behörde. Das Bundeswehr-Beschaffungsamt plane die Vergabe des Auftrags für Mitte 2025.

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Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, wird mit den Worten zitiert: „Die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens ist in einem spezifischen Marktumfeld wie dem des Marineschiffbaus eine gängige und wirtschaftlich notwendige Praxis. Die Komplexität und das Volumen solcher Projekte erfordern oft die Bündelung von Ressourcen und Expertise, um den anspruchsvollen Anforderungen der Ausschreibungen gerecht zu werden. Der Arbeitsgemeinschaftsgedanke, der hinter diesem Zusammenschluss steht, dient auch der Sicherstellung, dass solche Großprojekte überhaupt realisierbar sind.“

Das Bundeskartellamt sieht demnach in dieser Kooperation keine wettbewerblich bedenklichen horizontalen oder vertikalen Effekte. Vielmehr ermögliche sie zur Abgabe eines Angebots, sodass die Freigabe binnen Monatsfrist erteilt wurde.

„Wir haben bereits erhebliche Investitionen in die Entwicklung der MEKO-A-400-Technologie und in die Erweiterung der Baukapazitäten am Standort Wismar getätigt. Jetzt ist die Politik am Zug, um das Projekt zur Nachfolge der F124 erfolgreich voranzutreiben und es mit den notwendigen Finanzmitteln zu hinterlegen. Mit der Unterzeichnung dieses Vertrags setzen wir einen wichtigen Meilenstein für den Bau und die Einsatzreife eines vollkommen neuen Fregattentyps“, erklärte Oliver Burkhard während der Unterzeichnungszeremonie. Er fügte hinzu: „Die Gründung dieses Gemeinschaftsunternehmens hat ausschließlich die Realisierung des zukünftigen Fregattenprogramms als Ziel. Denn die Beauftragung des Baus der neuen F127 ist sicherheitspolitisch dringend geboten. Die ernste geopolitische Lage erzwingt eine möglichst schnelle Realisierung und das Schließen einer Fähigkeitslücke.“

Nach Aussage von Friedrich Lürßen schaffen die beiden Partner durch die Kooperation die industriellen Voraussetzungen, „uns technologisch auf hohem Niveau weiterzuentwickeln, unsere Wettbewerbsfähigkeit im militärischen Überwasserschiffbau nachhaltig zu stärken und wichtige Industriearbeitsplätze auf den Werften und in der nationalen Zulieferindustrie zu sichern und auszubauen.“

Die MEKO A-400 AMD erweitert der Mitteilung zufolge bestehende Fähigkeitsprofile durch eine verbesserte Energieversorgung für zukünftige Waffen- und Führungssysteme; zudem biete der neuartige Schiffsrumpf mehr Raum für die Installation von Lenkflugkörpern sowie eine höhere Marschgeschwindigkeit für multinationale Einsatzverbände. Damit könne das neue Fregattenmodell mit einer Kombination neuer Abwehrflugkörper zur Bekämpfung von Bedrohungen aus der Luft ausgestattet werden und durch weitreichende Flugkörper mehrere Ziele gleichzeitig in großen, bisher nicht erreichbaren Entfernungen bekämpfen. Zugleich kann die Fregatte laut tkMS auch gegen See- und Landziele sowie zur U-Boot-Jagd eingesetzt werden.

Das Gemeinschaftsunternehmen wird seinen Sitz in Hamburg haben und fungiert als Projektgesellschaft zum Bau der zukünftigen Fregatten vom Typ F127. thyssenkrupp Marine Systems und NVL wollen hiermit die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Bau der neuen Fregatte schon im Jahre 2025 beginnen könnte.

Der Bau der Schiffe werde nach jetzigem Stand unter anderem bei thyssenkrupp Marine Systems in Wismar und bei NVL an den Standorten Hamburg und Wolgast erfolgen. Das erste Schiff solle nach Wunsch der Deutschen Marine 2034 einsatzbereit sein. Voraussetzung dafür sei ein zeitnaher Auftragseingang.
lah