Die britische Forschung zur Entwicklung von Hyperschallwaffen hat ein entscheidendes Stadium erreicht, nachdem ein großes Testprogramm erfolgreich abgeschlossen wurde. Wie das Verteidigungsministerium in London weiter schreibt, haben britische Wissenschaftler einen wichtigen Test des Hyperschallantriebs für Geschwindigkeiten von Mach 5 und mehr abgeschlossen. Ermöglicht wurde dies den Angaben zufolge durch eine enge Zusammenarbeit zwischen der britischen Regierung, der Industrie und der US-Regierung.
Insgesamt seien über 200 Testläufe bei verschiedenen Hyperschallgeschwindigkeiten durchgeführt worden. Das Hyperschall-Antriebssystem werde für ein hochmodernes Hyperschall-Marschflugkörper-Konzept entwickelt, heißt es in der Mitteilung. Nach Angaben des Ministeriums soll die Forschung die Lieferung eines Hyperschallwaffentechnologie-Demonstrators bis 2030 im Rahmen des MOD-Programms „Team Hypersonics (UK)“ unterstützen. „Dies wird eine transformative Fähigkeit bieten, die der zukünftigen britischen Armee einen operativen Vorteil verschaffen wird“, heißt es in der Mitteilung.
Ein gemeinsames Team, das vom britischen Defence Science and Technology Laboratory (Dstl) zusammen mit dem U.S. Air Force Research Laboratory (AFRL) geleitet und von Industriepartnern, darunter das britische Gas Dynamics Ltd, unterstützt wurde, führte demnach 233 erfolgreiche statische Testläufe im NASA Langley Research Center in Virginia, USA, durch.
Diese umfangreichen Tests fanden über sechs Wochen statt, wobei Echtzeitdaten analysiert wurden, um Designaspekte zu verfeinern und die Antriebsleistung zu steigern.
Bei den Versuchen wurden mehrere Designvariationen untersucht, um die Einsatzbereitschaft des Antriebssystems für zukünftige Updates sicherzustellen. Das Triebwerk soll einen hochmodernes Hyperschall-Marschflugkörper antreiben. Es habe erfolgreich die Leistung des luftatmenden Hochgeschwindigkeitsantriebs demonstriert – das größere Reichweiten als ein herkömmlicher Raketenantrieb ermögliche, schreibt das Verteidigungsministerium.
Wie es heißt, deckten die Tests den gesamten Mach-Zahl-Bereich von Überschall- bis Hyperschallgeschwindigkeiten ab, validierten die Robustheit des Triebwerksdesigns und ebneten den Weg für zukünftige Upgrades.
Dstl-Geschäftsführer Paul Hollinshead wird mit den Worten zitiert. „Dieser Meilenstein stellt einen entscheidenden Fortschritt in den Verteidigungsfähigkeiten des Vereinigten Königreichs dar und verstärkt unsere Stellung in der AUKUS-Zusammenarbeit zur Entwicklung von Hyperschallwaffen. Der Erfolg dieser Tests unterstreicht das Engagement des Vereinigten Königreichs für technologische Führung und Innovation in diesem entscheidenden Bereich.“
Hyperschallwaffen könnten neben den AUKUS-Ländern USA, Großbritannien und Australien auch für andere Staaten von Interesse sein. So wollen Berlin und London im Bereich Deep Precision Strike (DPS), zu der auch Hyperschall-Marschflugkörper gehören dürften, eng kooperieren. So heißt es im gemeinsamen Communiqué zum bilateralen Trinity-House-Abkommen, das im Herbst vergangenen Jahres geschlossen wurde: „Großbritannien und Deutschland werden gemeinsam an einer schnellen Entwicklung von DPS-Fähigkeiten arbeiten, um in Europa konventionelle Abschreckung bereitzustellen und die integrierte europäische Luft- und Raketenabwehr zu stärken.
Kurzfristig unternehmen wir dazu die folgenden Schritte:
- Eine umfassende Übung zum Vergleich von Fähigkeitsbedarfen und zur Identifikation möglicher Synergien.
- Die Entwicklung gemeinsamer Anforderungen und militärischer Grundsätze zur Förderung der Entwicklung von Systemen großer Reichweite, in Zusammenarbeit mit unseren Verbündeten und Partnern, insbesondere im Rahmen des European Long Range Strike Approach.“
Mittelfristig sei die gemeinsame Entwicklung und Beschaffung neuer, erweiterter DPS-Fähigkeiten in enger Abstimmung mit unseren Partnern und Verbündeten geplant. „Der Schwerpunkt liegt hier auf neuen Fähigkeiten, die die Reichweite heutiger Systeme bei weitem übersteigen.“
Lars Hoffmann