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H160M Guépard – Prototyp des leichten Mehrzweckhubschraubers nimmt weiteren Meilenstein

Waldemar Geiger

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Die französischen Streitkräfte beabsichtigen im Rahmen des streitkräftegemeinsamen Beschaffungsvorhabens Hélicoptère Interarmées Léger insgesamt fünf Hubschraubertypen – Heer: Gazelle; Marine: Alouette III, Dauphin und Panther; Luftwaffe: Fennec – mit einem leichten Mehrzweckhubschrauber zu ersetzen. Im Dezember 2021 wurde ein entsprechender Vertrag für die Entwicklung und Beschaffung zwischen der französischen Generaldirektion für Rüstung (DGA) und Airbus Helicopters unterzeichnet. Der Vertrag umfasst die Entwicklung mehrerer Prototypen und die Lieferung einer ersten Serie von 30 Hubschraubern des Typs H160M, 21 für das Heer, acht für die Marine und einen für die Luftwaffe. Die französischen Streitkräfte planen aber offenbar insgesamt 169 Hubschrauber des Typs H160M oder Guépard, wie er in den französischen Streitkräften genannt wird, zu beschaffen. Der Auslieferungsbeginn ist für 2027, zunächst für die französischen Landstreitkräfte, vorgesehen.

Im Herbst 2022 gestartet, hat jüngst die Endmontage des ersten H160M-Prototyps am Airbus Helicopters Standort in Marignane begonnen, wie Airbus Helicopters am 19. Juli im Rahmen eines Beitrages auf der Plattform LinkedIn bekannt gab. Zudem soll auch die Systemintegration mit Prüfstandsversuchen und aerodynamischen Tests im Flug voranschreiten. Der Erstflug des ersten von drei Prototypen ist für 2025 geplant.

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Den Ausführungen von Airbus zufolge wurde bereits am 4. Juli der erste Rumpf der militärischen Variante des H160 im deutschen Werk in Donauwörth fertiggestellt und im Anschluss an den französischen Standort Marignane für die Endmontage verbracht.

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Airbus Helicopters setzt bei der Produktion der zivilen H160- sowie der militärischen H160M-Hubschrauber auf das Konzept der sogenannten Major Component Assembly (MCA). Im Gegensatz zu einer klassische Fertigungslinie werden bei MCA die Hauptkomponenten bereits im Vorfeld gebaut und fertig getestet zur Endmontage angeliefert. Der Hauptrumpf kommt aus Donauwörth, die Rotorblätter aus Paris le Bourget (Frankreich), der Heckausleger aus Albacete (Spanien) und das Hauptgetriebe aus Marignane.

Dem Beitrag von Airbus Helicopters zufolge hat das Unternehmen seit Vertragsunterzeichnung mit der DGA eng mit der Behörde, den französischen Streitkräften und seinen Industriepartnern zusammengearbeitet. Es wurde ein sogenannter System Helicopter Zero-Testbed gebaut, der das Cockpit des Hubschraubers nachbildet und es mit den realen Systemen verbindet, die an Bord der H160M zum Einsatz kommen werden. Mit diesem Testaufbau sollen die Systeme physisch integriert und getestet werden.

Integriert sind offenbar bereits das HForce-Waffenmanagementsystem, das elektro-optische System Euroflir 410 von Safran und die FlytX-Avionics Suite von Thales. Weiterhin integrierte Systeme sind der Hubschrauberpilotenhelm TopOwl von Thales, ein Trägheitsnavigationssystem, Kommunikationssysteme und das globale Satellitennavigationssystem (GNSS).

Einzelne Systemkomponenten des zukünftigen Mehrzweckhubschraubers H160M wurden in einen Airbus H160 Prototypen integriert und getestet. (Bild: Airbus Helicopters)

Zudem wurden auch Tests während des Fluges durchgeführt. Airbus schreibt, dass Modelle der Sensoren, Kommunikationsantennen, elektronischen Kampfführungssysteme und des Fahrwerks der H160M für aerodynamische Tests an einem H160-Prototyp angebracht wurden. „Digitale Simulationen können reale Tests nicht ersetzen, wenn es darum geht, die aerodynamischen Auswirkungen dieser Ausrüstungen auf die Leistung des Hubschraubers während des Fluges zu messen. Diese Tests dienen auch dazu, zu überprüfen, ob jedes System an der richtigen Stelle angebracht wurde“, heißt es in dem Beitrag.

H160M

Das Aufgabenspektrum im französischen Heer umfasst bewaffnete Aufklärung, Feuerunterstützung, Infiltration von Spezialkräften und medizinischen Evakuierung. Die Marine will den Hubschrauber für Schiffsabwehr-, Aufklärungs- und Seenotrettungsmissionen einsetzen. Einsatzoptionen der Luftwaffe sind Luftraumschutz, Such- und Rettungseinsätze, Aufklärungsmissionen und Vordringen in die Tiefe.

Herstelleraussagen zufolge werden sich die einzelnen Versionen des H160M in bestimmten Punkten unterscheiden. Die Marinevariante wird beispielsweise über einen faltbaren Hauptrotor, ein verstärktes Fahrwerk sowie einen für die Landung auf Schiffen bei starker See notwenigen Haken verfügen. Zudem wurde diskutiert, ob die Luftwaffenvariante luftbetankbar ausgeführt werden soll.

Der H160M basiert auf der zivilen Version des Hubschraubers. Die H160 ist ein zweimotoriger Hubschrauber der nächsten Generation in der 6-Tonnen-Klasse und wird von zwei Safran Arrano-Triebwerken (je 738 kW Dauerleistung) angetrieben.

Der Vorentwicklungsvertrag mit Airbus Helicopters und Safran Helicopter Engines ist bereits im Dezember 2019 abgeschlossen worden. Darin waren Anpassungen der Avionik (Thales FlytX), der Sensorausstattung (z.B. EuroFLIR 410 und Thales tactical radar) und der Kabine an die militärischen Forderungen vorgesehen.

Technische Daten H160M nach Angaben des Herstellers
Max. Abfluggewicht6.050 kg
Nutzlast (inklusive Treibstoff)Bis zu 2 Tonnen
Reichweite848 Kilometer
AntriebZwei Triebwerke des Typs Arrano 1A mit je 738 kW Dauerleistung. Diese werden auch in der zivilen Variante verwendet.
AufklärungssensorenEOS Euroflir 410 Radar AirMaster C
Kommunikation– Funk
– Datalinks L16 und L22
– Scorpion Combat Information System
– Videolink
– Satellitenkommunikation
– HF, LTE, IFF Transponder
– AIS-Transponder
Navigation– Trägheitsnavigationssystem
– Militärisches GNSS
– Direction Finding
Human Machine Interface– Flyt’t X Avionik
– Tactical Mission Management System
– TopOwl helmintegriertes Visier und Display
SchutzUmfassendes Schutzsystem, unter anderem Infrarotunterdrückung und Panzerung kritischer Stellen
Bewaffnung– Bordbewaffnung: lafettierte Maschinengewehre (7,62 mm) oder Scharfschützengewehre
– Achsparallele Anbringung: 12,7 mm Gunpods,
– Seezielflugkörper ANL/Sea Venom,
– Lasergelenkte Raketen
Transportkapazität– bis zu 10 Personen
– bis zu fünf vollausgerüstete Kommandosoldaten
– bis zu zwei innenliegende Zusatztanks

Waldemar Geiger