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Hanwha und WB Group wollen gemeinsam Artillerieraketen fertigen

Kristóf Nagy

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Der koreanische Rüstungskonzern Hanwha und die polnische WB Group haben eine Absichtserklärung zur Gründung eines Joint Ventures unterzeichnet, mit dem Ziel in Polen Raketen mit hoher Reichweite für das Raketenartilleriesystem Homar-K herzustellen. Dies geht aus einer Pressemitteilung der beiden Unternehmen vom 15. April 2025 hervor. Die noch ausstehende Genehmigung der polnischen Kartellbehörde vorausgesetzt, soll Hanwha am zukünftigen Unternehmen einen Anteil von 51 Prozent halten, während 49 Prozent auf WB Electronics entfallen.

Das polnische Raketenartilleriesystem Homar-K basiert auf dem 2015 in die koreanischen Streitkräfte eingeführten K239 Chunmoo, Hersteller ist Hanwha. Der größte Unterschied besteht in der Verwendung eines aus polnischer Fertigung stammenden Jelcz 8×8 Fahrgestells. Das aktuelle P882.57-Fahrgestell, mit dem die bestellten 290 Werfer erstmalig 2023 in Dienst gestellt wurden, werden aktuell auf das neue P883.57 Chassis umgestellt. Die bereits integrierte Munitionspalette ist recht breit aufgestellt. So können die koreanischen Werfer wahlweise 20 Artillerieraketen des Typs K33 im Kaliber 131 mm mit einer Reichweite von 36 Kilometern oder sechs Artillerieraketen des Typs KM26A2 im Kaliber 230 mm mit einer Reichweite von 45 Kilometern aufnehmen. Des Weiteren können auch sechs CGR80-Artillerieraketen im Kaliber 239 mm mit einer kombinierten GPS- und Trägheitsnavigationssteuerung verschossen werden. Genau diese Artillerieraketen, mit einer Reichweite von bis zu 80 km, plant das Joint Venture in zukünftigen polnischen Werk zu fertigen.

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Die Homar-K haben zudem bereits die Fähigkeit zum Verschuss taktischer ballistischer Raketen im Kaliber 600 mm des Typs CTM-290 mit einer Reichweite von bis zu 290 km bewiesen. Zudem wurde im Herbst 2024 bekannt, dass durch einen weiteren Technologietransfer zwischen Hanwha und WB Electronics zukünftig auch die Integration der ungelenkten 122 mm-Raketen vom Typ M-21 Feniks aus polnischer Fertigung möglich sein wird, wie sie aktuell aus dem 2007 eingeführten Raketenartilleriesystem WR-40 Langusta verschossen werden können.

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Die Aufnahme der Raketenproduktion in Polen hat für die einheimische Rüstungsindustrie eine hohe Bedeutung, so der Vorstandsvorsitzende der WB Grouo Piotr Wojciechowski. Dem Manager zufolge soll die Produktion nicht nur den Bedarf der polnischen Streitkräfte und die Sicherstellung einer unabhängigen Munitionsversorgung sicherstellen, sondern auch zukünftige europäische Bedarfe decken. Die Aussage ist im Lichte der 2022 bzw. 2023 mit Norwegen und Rumänien unterschriebenen Absichtserklärungen für eine lokale Fertigung des Mehrfachwerfers zu sehen. Zudem könnte das K239 Chunmoo Artilleriesystem zukünftig wegen der sich verändernden Beziehungen mit den USA auch für weitete Staaten von Interesse sein, die vorher mit der Beschaffung des M142 HIMARS liebäugelten. Interessanterweise ist gerade Polen mit einer Order von 500 HIMARS-Systemen aktuell der größte Exportkunde des vom US-Rüstungskonzern Lockheed Martin gefertigten Produktes.

Kristóf Nagy