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Kampf mit und um Sperren – deutsche Industrie zeigt Optionen für die Bundeswehr

Waldemar Geiger

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Der Kampf mit und um Sperren ist ein wichtiger Aspekt der modernen Gefechtsführung, wie nicht zuletzt im Rahmen der Sommeroffensive 2023 der ukrainischen Streitkräfte zu beobachten war. Minensperren – in allen möglichen Ausprägungen und Formen – sind hervorragend geeignet, um Bewegungen gepanzerter Truppen zu hemmen oder gänzlich zum Stillstand zu bringen. Minensperren anzulegen, um die Bewegung feindlicher Kräfte einzuschränken, beziehungsweise diese zu räumen, um die Bewegung der eigenen Truppe zu fördern, stellen somit Kernfähigkeiten moderner Streitkräfte dar.

In der Bundeswehr wurden diese Fähigkeiten nach der Beendigung des Kalten Krieges wie so vieles andere auch über Jahrzehnte hinweg nicht mehr weiterentwickelt. Einige Fähigkeiten, wie beispielsweise das großflächige Verlegen von Panzerminensperren mit dem Minenwurfsystem Skorpion und dem Minenverlegesystem 85 wurden sogar gänzlich aufgegeben. Wobei das letztere Minenverlegesystem kurze Zeit später wieder reaktiviert wurde.

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Mit der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung ist die Thematik jedoch wieder auf dem Radarschirm der deutschen Streitkräfte, die seit Ende der 2010er Jahre an einem Konzept für ein zukünftiges Sperrsystem arbeiten. Auch bei der Nachfolge des Minenräumpanzers Keiler kommt langsam Bewegung ins Spiel.

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Die mit der Thematik des Minenkampfes befasste Industrie in Deutschland hat die Signale der Bundeswehr sowie verbündeter Streitkräfte bereits vor geraumer Zeit wahrgenommen und die vergangenen Jahre dazu genutzt, neue Produkte oder Konzepte für den Kampf mit und um Sperren zu entwickeln. Einige davon wurden auf den entsprechenden wehrtechnischen Messen einem breiteren Publikum vorgestellt. Der Beitrag bietet einen Überblick dieser Neuheiten, die deutsche wehrtechnische Unternehmen in den vergangenen Monaten gezeigt haben.

Anlegen von Minensperren

Diehl Defence

Die Bundesrepublik Deutschland hat im Zuge der Militärhilfe an die Ukraine eine unbekannte Anzahl von AT2-Raketen zum Anlegen von Wurfminensperren abgegeben, wo diese sich insbesondere 2022 äußerst bewährt haben sollen. Wie indirekt aus einer Anfang 2023 an den deutschen Rüstungskonzern Diehl Defence vergebenen Vordurchführbarkeitsstudie hervorgeht, ist eine Nachbeschaffung einer Sperrrakete geplant.

Sperrrakete

Eine AT2-Minenrakete beinhaltet 28 Panzerabwehrminen des Typs AT2, die sich nach eingestellter Wirkzeit selbst zerstören. Die Wirkzeit der AT2 kann individuell programmiert werden. Es ist wichtig zu betonen, dass bereits die Bestandsmunition allen völkerrechtlichen Konventionen entspricht und damit weder als Streumunition, noch als Personenmine zu werten ist.

Die Rakete mit einer Reichweite bis 38 km stößt die Minen in einer Höhe von über 1.000 m aus. Diese sinken dann an Fallschirmen zu Boden und richten sich dort auf. So können breite Geländeabschnitte schnell und effektiv gesperrt und laufende Angriffe abgeriegelt oder komplett unterbunden werden.

In einer im Januar 2023 veröffentlichten Mitteilung des Bundeswehr-Beschaffungsamtes BAAINBw auf der europäischen Vergabeplattform TED bezüglich der an Diehl Defence vergebenen Studie heißt es: „Gegenstand der geplanten Studie ist die Identifikation von Obsoleszenzen an AT-2-Raketen, die Erarbeitung von entsprechenden Lösungsvorschlägen für die einzelnen Baugruppen und deren technische und wirtschaftliche Bewertung im Hinblick auf die Neubeschaffung von AT-2-Raketen. Bei einer Obsoleszenzbeseitigung handelt es sich um den Austausch von Produktteilen, die zu stark veraltet sind oder für die es keinen Ersatz mehr gibt.“ Die Ergebnisse liegen nun vor.

Nach Auskunft von Diehl Defence ergab die Studie, dass die Rakete aus technisch-wirtschaftlichen Gründen im Originaldesign nicht mehr herzustellen ist. Alleine die heutigen Umwelt- und Sicherheitsvorschriften sprächen dem entgegen.

Vielmehr wurde im Rahmen der Studie empfohlen, zukünftig eine moderne, gelenkte Trägerrakete zu verwenden, da hierdurch nicht nur die Reichweite, sondern vor allem auch die Ablieferungsgenauigkeit signifikant erhört werden kann. Dies verringert die Gefahr von Kollateralschäden und kommt einer gleichmäßigen und dichten Minenverteilung – entfernungsunabhängig – zu Gute. Außerdem ergeben sich völlig neue taktische Szenarien, wie etwa die Möglichkeit, Sperren zu formen oder in beliebigen Ausrichtungen und Größen zu platzieren.

Dem Vernehmen nach schlug Diehl Defence mehrere Lösungskonzepte vor, die von der Nutzung der avisierten israelischen Extra als Trägerrakete bis hin zur Entwicklung einer neuen deutschen Rakete reichten. Der ursprüngliche Einsatzzweck der Extra von Elbit Systems ähnelt dem der GMLRS-Rakete mit erweiterter Reichweite. Die Extra kann Elbit zufolge bis zu 150 km entfernte Ziele bis auf 10 m genau treffen. Das Gewicht des Gefechtskopfes beträgt 120 kg. Neben einer Unitary-Spreng-Splitter-Variante wird auch eine Penetrator-Variante angeboten.

Richtungsweisend für die Realisierung der zukünftigen Sperrrakete wird die Harmonisierung der deutschen Anforderungen sowie die finale Entscheidung für einen Raketenwerfer sein.

Dynamit Nobel Defence

Der Spezialist für Panzerabwehr und Schutzsysteme Dynamit Nobel Defence (DND) hatte bereits im Sommer 2022 verkündet, in Zukunft das Geschäft im Bereich von Sperrsystemen wiederbeleben zu wollen. Das in Burbach ansässige Unternehmen hatte bis in die 90er Jahre hinein unterschiedliche Minen – darunter auch die AT2 – für die deutschen Streitkräfte entwickelt und gefertigt. Nachdem die Nachfrage nach solchen Waffensystemen implodiert war, hatte das Unternehmen die letzten drei Jahrzehnte den Fokus fast gänzlich auf schultergestützte Panzerabwehrhandwaffen gelegt.

C²ATS

Bereits im Februar 2024 zeigte DND auf der Messe Enforce Tac in Nürnberg erstmals sein intelligentes Panzerabwehrrichtminensystem C²ATS, das eine schultergestützte Panzerabwehrhandwaffe als Wirkmittel nutzt. C²ATS steht für Command and Control Anti Tank System und kombiniert Panzerabwehreffektoren der RGW-Familie von DND mit einem intelligenten Feuerleit- und Sensorik-Paket.

C²ATS steht für Command and Control Anti Tank System und kombiniert Panzerabwehreffektoren der DND RGW-Familie mit einem intelligenten Feuerleit- und Sensorik-Paket. (Bild: hartpunkt / Geiger Waldemar)

Aufgestellt auf einem Dreibein wird in dem aktuellen Konstruktionsstand eine leicht modifizierte RGW90- oder RGW110-Patrone in eine Richteinheit eingespannt und mit der entsprechenden Sensorik und Elektronik versehen, welche wiederverwertbar ist. Das Panzerabwehrrichtminensystem kann in diesem Zustand in unterschiedlichen Modi (autonom, man-in-the-loop und ferngesteuert) betrieben werden.

Im fernbedienbaren Modus wird das Sensorbild permanent an eine Person mit Steuerungsfunktion übertragen, so dass diese das Vorfeld permanent überwachen und die Waffe bei Bedarf abfeuern kann. Im autonomen Modus reicht es aus, das C²ATS aufzustellen und die Sensorik – Kombination aus seismischen Sensoren und Thermalkamera – einzurichten. In diesem Zustand sind lediglich die seismischen Sensoren aktiv, welche in der Lage sind, zwischen unterschiedlichen Zielkategorien zu diskriminieren. Sobald die Sensorik durch entsprechende Bodenerschütterungen ausgelöst wird, „wacht“ das System auf und trackt das Ziel im entsprechenden Sektor. Ab hier übernimmt die Wärmebildkamera die Ziel-Identifikation. Entspricht das identifizierte Ziel dem eingestellten Zielkatalog, wird der Schuss ausgelöst, sobald das Ziel in den Wirksektor der Waffen einfährt.

Das C²ATS ist nach Aussage von DND eine eigenfinanzierte Entwicklung. Das Gesamtgewicht beträgt rund zwei Kilogramm plus dem Gewicht der verwendeten RGW-Patrone. Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Richtminen liegt in der Bekämpfungsreichweite, welche theoretisch der effektiven Reichweite der verwendeten Patrone (500 m bei RGW90 und 800 m bei RGW110) entspricht, ohne dass es zu abstandsbedingten Leistungsverlusten kommt. Praktisch wird die Reichweite durch die Leistung der Sensorik begrenzt. Zudem bieten die verschiedenen Modi eine höhere taktische Vielseitigkeit, da die Waffe in zusätzlichen Einsatzszenarien (bspw. Überwachung) genutzt werden kann. Die maximale Wirkzeit wird seitens DND mit 45 Tagen angegeben.

Panzerabwehrwurfmine Next Generation AT2+

Im Juni wurden im Rahmen der Eurosatory 2024 in Paris drei weitere Innovationen vorgestellt, darunter die Panzerabwehrwurfmine Next Generation AT2+ (NG AT2+). Bei der NG AT2+ handelt es sich nach Angaben von DND um eine Überarbeitung der bewährten Panzerabwehrwurfmine AT2, welche ebenfalls von DND hergestellt wurde. Die NG AT2+ ist eine programmierbare, streuungsfähige Panzerabwehrmunition mit digitalisierter Steuerung und einem Multisensorsystem, welches unter der gesamten Breite eines Kampfpanzers wirkt.

Bei der NG AT2+ handelt es sich nach Angaben von DND um eine Überarbeitung der bewährten Panzerabwehrwurfmine AT2. (Bild: hartpunkt / Waldemar Geiger)

Die Gefechtskopfleistung wird seitens DND mit einer Penetrationsleistung von > 140 mm RHA angegeben. Zudem soll die robuste Mine gegen verschiedene Arten von Räumungssystemen gehärtet sein. Sechs an der AT2+ angebrachte Stützfüße sorgen dafür, dass sich die Mine nach dem Verschuss automatisch in die Einsatzposition bringt.

Den Aussagen des Herstellers zufolge kann die Wurfmine NG AT2+ auf unterschiedliche Art und Weise verlegt werden. Dazu zählt eine Verbringung mit dem neuen modularen Minenverlegesystem Skorpion², dem handgehaltenen Minenwurfgerät Bobcat, im Rahmen von Minenausstoßraketen – mit zwei bis fünf AT2+ pro Rakete – sowie mittels in Hubschraubern integrierten Minenwurfsystemen.

Bobcat

Vorgestellt wurde zudem das System Bobcat. Dabei handelt es sich im Grunde um ein plattformungebundenes Panzerabwehrwurfminensystem. Bobcat ist ein hochmobiles und flexibles System zur Streuung von AT2+-Munition und kann fernaktiviert werden.

Ein einzelnes Bobcat-System besteht aus zwei AT2+-Abschussrohren mit jeweils fünf Panzerabwehrwurfminen sowie einer Bodenplatte mit Steuereinheit. (Bild: DND)

DND bietet Bobcat durch seine Fernaktivierung die einfache und schnelle Möglichkeit, um kritische Infrastruktur oder Gelände zu sperren, ohne die eigenen Truppen zu behindern. Wird es nicht ausgelöst, kann das System wieder aufgenommen und an einem anderen Ort aufgestellt werden. Ein einzelnes Bobcat-System besteht aus zwei AT2+-Abschussrohren mit jeweils fünf Panzerabwehrwurfminen sowie einer Bodenplatte mit Steuereinheit. DND zufolge können vier einzelne Bobcat-Systeme zu einem modularen 360°-Wurfsystem verbunden werden und so effektiv eine Fläche mit einer Ausdehnung von 200 m x 200 m sperren.

Skorpion²

Last but not least wurde in Paris erstmalig das Wurfminensystem Skorpion² gezeigt. Skorpion² ist ein modulares, fahrzeugunabhängiges System, welches eine schnelle, einfache und sichere Integration auf unterschiedliche Fahrzeuge – Rad, Kette oder unbemannte Systeme – ermöglichen soll. Neben der Integration auf einer selbstangetriebenen Plattform kann das Panzerabwehrwurfminensystem Skorpion² auch auf einer Anhängerlösung realisiert werden. Auf der Eurosatory wurde das System unter anderem auf einem Type-X-UGV von Milrem Robotics gezeigt.

Das Verlegesystem basiert auf Wurfkanistern, die direkt auf der Mobilitätsplattform montiert oder auf einer modularen Containerplattform über eine ISO668 Twist-Lock-Schnittstelle installiert werden.

Fahrzeugunabhängiges Panzerabwehrwurfminensystem Skorpion² auf Type-X-UGV-Kettenplattform. (Bild: hartpunkt / Waldemar Geiger)

Die Wurfeinheiten, die bis zu fünf Magazine mit der AT2+ aufnehmen können, bilden die Schlüsselkomponente des Skorpion². Eine 10-Fuß-Containerplattform kann vier Wurfeinheiten aufnehmen. Die aus vier Startröhren mit je fünf AT2+-Minen bestehenden Magazine dienen als Einweg-Start-, Transport- und Lagerbehälter für insgesamt 20 AT2+ Panzerabwehrwurfminen. Das Gewicht einer mit fünf Magazinen voll bestückten Wurfeinheit wird von DND mit 400 kg angegeben. Möglich sei auch eine Realisierung auf einer 15- oder 20-Fuß-Containerplattform.

Das modulare Minenverlegesystem ermöglicht DND zufolge ein situationsgerechtes, schnelles Auslegen von Minensperren innerhalb von wenigen Minuten. Nach Einstellung der Form und Dichte der Sperre platziert das Skorpion²-System die Wurfminen vollautomatisch. Eine Sperrbreite von 2.000 Metern kann mit dem System in weniger als 10 Minuten angelegt werden.

Da Skorpion² über ein Command & Control-Gerät verfügt, können alle relevanten Sperrinformation mittels einer Schnittstelle in das jeweilige Battle Management System transferiert werden, um ein lückenloses Reporting zu gewährleisten.

FENCE

Neben der Entwicklung und Fertigung von Minen und Sperrsystemen arbeitet die Digitalsparte von DND zudem an einer Software-Suite mit dem Namen FENCE zur Digitalisierung des End-To-End-Prozesses (Planung, Erkundung, Ausbringung und Dokumentation) für Minensperren. Konkret möchte man ein durchgängiges umfassendes Fähigkeitspaket von der Planung über die Erkundung bis hin zur Ausbringung und einer NATO-konformen Dokumentation als digitale Lösung anbieten.

Rheinmetall

Auch der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall hat das Thema Sperrfähigkeit wieder in den Fokus genommen und offenbar die Arbeiten an einem erstmalig in den 1990er Jahren entwickelten Sperrmittelkonzept wieder aufgenommen. Der Konzern hat im Rahmen der am 30. und 31. August 2023 in Koblenz stattfindenden RüNET 2023 erstmalig ein Modell der sogenannten Area Defence Weapon (ADW) öffentlich ausgestellt. Auf der Eurosatory 2024 wurde die ADW erstmalig international gezeigt.

Area Defence Weapon

Die Idee für die Waffe stammt aus den 1990er Jahren, wurde aber seit Anfang 2000 nicht mehr weiterverfolgt, da es nach dem Zerfall der Sowjetunion praktisch keine Nachfrage für Panzerabwehrminen mehr gab. Dies hat sich nach der russischen Annexion der Krim 2014 wieder geändert. Seitdem legen immer mehr Streitkräfte Programme auf, um die eigene Sperrfähigkeit wieder aufzubauen beziehungsweise zu verbessern. Anstoß für die Reaktivierung des Konzepts war die Beauftragung der Obsoleszenzbeseitigung für Artilleriemunition des Typs SMArt 155 durch die Bundeswehr Ende 2022, die die ADW als Effektor nutzt.

Bei der Area Defence Weapon handelt sich um eine intelligente Panzerabwehrmine, die Ziele durch seismische, akustische und Radarsensoren aufspürt, klassifiziert und gegebenenfalls bekämpft. (Bild: hartpunkt / Waldemar Geiger)

Bei der ADW handelt sich um eine intelligente Panzerabwehrmine, die Ziele durch seismische, akustische und Radarsensoren aufspürt, klassifiziert und gegebenenfalls bekämpft. Mit einer Waffe kann eine Fläche von etwa 100 Metern Radius abgedeckt werden.

Einmal verlegt, soll das System über drei Monate aktiv bleiben können und bei Bedarf ferngesteuert geschärft, entschärft und wieder geschärft werden können. Die Dauer wird dadurch erreicht, indem die Mine sich im geschärften Zustand primär auf seinen Vibrationssensor abstützt. Erst wenn dieser ein potenzielles Ziel aufklärt, werden die beiden anderen Sensoren aktiviert. Rheinmetall zufolge wird die ADW intelligent genug sein, um zwischen PKW, militärischen Rad- und Kettenfahrzeugen diskriminieren zu können. Ist ein zur Bekämpfung vorgesehenes Ziel aufgeklärt, richtet sich die ADW leicht in dessen Richtung aus und verschießt eine SMArt-155-Submunition auf etwa 150 bis 200 Meter Höhe. Die SMArt-Submunition sucht im Anschluss, während sie mit einem Fallschirm Richtung Erde sinkt, mittels der Sensorik – Infrarot, mmW-Radar und Radiometer – nach dem Ziel und richtet den Gefechtskopf mit der projektilbildenden Ladung auf dieses aus, welche dann selbst mittels Reaktivpanzerung geschützte Dachpanzerungen durchschlagen kann.

Das Gewicht einer ADW wird mit weniger als 25 kg und der Durchmesser mit 234 mm angegeben. Rheinmetall zufolge soll die Mine primär aus einem Fahrzeug heraus verlegt werden können. Es existieren aber auch Konzepte wie die ADW mittels Artillerie verschossen werden kann.

Gegenüber klassischen Minensperren soll eine ADW-Sperre bei vergleichbarem Sperrflächenpreis mehrere neue Fähigkeiten und somit Vorteile bieten. So kann die Sperre bei Bedarf für die Bewegung eigener Kräfte immer wieder geöffnet werden. Das Anlegen von spezifischen Minengassen wäre nicht notwendig. Auch die Räumung der Systeme mittels Minenräumpanzern ist praktisch ausgeschlossen, da die ADW diese erkennen und bekämpfen kann, noch bevor diese in Räumreichweite kommen. Gleichwohl entstehen bei der Sperrung einer größeren Fläche mit einigen wenigen Minen auch Nachteile. Für die Schaffung einer Gasse müssen deutlich weniger Minen gesprengt werden. Zudem zeigen jüngste Berichte aus der Ukraine, dass oberflächlich verlegte Minen vergleichsweise einfach mittels Drohnen, die mit Thermalkameras bestückt sind, aufgeklärt werden können, da sich das Metall der Mine in der Sonne anders als der Boden aufheizt und daher von diesem abhebt. Hier müssen daher neue Wege für die Sicherung solcher Minensperren mit gedacht und implementiert werden.

Bevor das System einsatzreif ist, werden sicherlich noch einige Jahre vergehen, da unter anderem erst obsoleszenzbeseitigte SMArt 155 verfügbar sein müssen, was nicht vor Mitte der 2020er Jahre erwartet wird. Zudem muss ein interessierter Kunde die genauen Forderungen an eine solche Mine definieren, damit das Konzept darauf ausgerichtet weiterentwickelt werden kann. Interesse an dem Konzept gibt es aber bereits und Rheinmetall zufolge ist das Unternehmen bereits mit einem internationalen Kunden im Gespräch.

TDW

Neben der Lieferung von Panzerfäusten und AT2-Sperrraketen hat die Abgabe von Panzerabwehrrichtminen (PARM) des Typs DM22 aus den Beständen der Bundeswehr nachweislich dazu beigetragen, dass die ukrainischen Streitkräfte sich in dem ersten Jahr der russischen Invasion erfolgreich gegen gepanzerte Vorstöße russischer Streitkräfte wehren konnten. Die PARM wurde in den 80er Jahren von der damaligen Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) entwickelt und ab 1991 in die Bundeswehr eingeführt. Als Folge unterschiedlicher Umgliederungen liegen die Produktionsrechte an der PARM heute bei der TDW Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme mbH, einer Tochter von MBDA Deutschland, die auf der diesjährigen Rüstungsmesse Eurosatory in Paris erstmals die Neuentwicklung PARM NextGen, ein intelligentes und integriertes Sperrmittel der 3. Generation, welches eine um 50 Prozent gestiegene Bekämpfungsreichweite bietet, öffentlich vorgestellt hat. Trotz der verbesserten Leistung sieht sich das Unternehmen nach eigenen Angaben in der Lage, die PARM NextGen im gleichen Preissegment wie die klassische Panzerabwehrrichtmine (PARM) anzubieten. Möglich wird dies offenbar unter anderem dank der hohen Skaleneffekte aus der zurzeit anlaufenden PARM-Produktion.

PARM NextGen

Bereits vor der russischen Invasion in der Ukraine hatte das Interesse verschiedener NATO-Staaten an modernen Sperrsystemen, die einen feindlichen Vormarsch effektiv hemmen können, sichtlich zugenommen. Mit der Invasion ist nicht nur das Interesse, sondern der konkrete Bedarf signifikant gestiegen. So hatte die Bundesregierung bereits im Frühjahr 2022 entschieden, Panzerabwehrrichtminen aus den Beständen der Bundeswehr an die Ukraine zu liefern. Die Systeme haben sich dort bestens bewährt, wie man anhand zahlreicher veröffentlichter Videos in den sozialen Netzen sehen kann. Die PARM ist das einzige auf dem Mark verfügbare „Off the shelf“-Sperrmittel, das „jeden modernen Kampfpanzer der Welt zumindest stoppen kann“, wie Andreas Seitz, Geschäftsführer der TDW, gegenüber hartpunkt in Paris erklärte.

Die PARM NextGen ist TDW zufolge auf Basis von Erfahrungen im Ukrainekrieg sowie unterschiedlichen Kundenwünschen selbstfinanziert entwickelt worden. (Bild: hartpunkt / Waldemar Geiger)

Die Nutzer sind offenbar von der Leistungsfähigkeit des Systems überzeugt. So hat Deutschland bereits im November 2023 einen Rahmenvertrag mit der TDW über die Herstellung und Lieferung von Richtminen geschlossen, von denen 2.600 fest bestellt und 10.000 weitere als Option vereinbart sind. TDW erwartet zudem weitere Bestellungen des nachgefragten Systems, dessen Produktionslinien nach mehreren Jahrzehnten Stillstand derzeit wieder aufgebaut werden. Mit der PARM NextGen bringt die TDW eigenen Angaben zufolge eine Ergänzung zur einsatzbewehrten Panzerabwehrrichtmine auf den Markt.

Die PARM NextGen ist Seitz zufolge auf Basis von Erfahrungen im Ukrainekrieg sowie unterschiedlichen Kundenwünschen selbstfinanziert entwickelt worden und könnte bei Auslösung einer Bestellung „sehr kurzfristig“ in die Kundenqualifikation gehen. Eine Vertragsfähigkeit soll noch dieses Jahr vorliegen.

Den Aussagen von Seitz zufolge hat die TDW alle bewährten Komponenten sowie Funktionalitäten der Panzerabwehrrichtmine übernommen und diese um eine intelligente Sensorik sowie eine ausgeklügelte elektronische Zünd- und Sicherungseinrichtung erweitert. Letztere ist laut Seitz eine Eigenentwicklung der TDW, die eine Fernschärfung bzw. -sicherung sowie die Fernwiederschärfung der Richtmine ermöglicht und selbst die zukünftigen Anforderungen der derzeit in Erarbeitung befindlichen NATO-STANAG für solche Zünd-/Sicherungsmechanismen erfüllt. Wie der Manager weiter ausführte, wurde die PARM NextGen bereits im November 2023 drei potenziellen Kunden vorgeführt. Dabei wurde das System auf ein fahrendes Ziel geschossen.

Von der klassischen PARM sind drei wesentliche Komponenten bzw. Eigenschaften übernommen worden. Zum einen die Penetrationskraft des Gefechtskopfes samt dem äußeren Minenaufbau. Des Weiteren wurde auch die einfache Ausbildung, Bedienung und Nutzbarkeit beibehalten, die es den Ukrainern ermöglicht hatte, nicht vorausgebildete Kräfte mittels eines vierminütigem Lehrvideos in die Handhabung der PARM einzuweisen und innerhalb kürzester Zeit zum Ausschalten russischer Kampfpanzer zu befähigen. Last but not least wurde die Flexibilität bzw. vielfältige Nutzbarkeit der PARM beibehalten, so dass diese für die Lösung zahlreicher taktischer Probleme eingesetzt werden kann. Neben dem klassischen Sperren von Räumen und Gassen, können mit der PARM NextGen laut Hersteller sogar noch komplexere Hinterhalte gelegt werden, als dies mit der PARM möglich war.

Möglich wird dies mittels zweier neuer Elemente, einer modernen Sensorik inklusive KI-Bilddatenauswertungsfähigkeit sowie der Möglichkeit der Fernschärfung.

TDW zufolge ist die PARM NextGen als modulares System angelegt, so dass die Richtmine mit praktisch jedem sinnvollen Sensor ergänzt werden kann. Der Hersteller hat sich jedoch dazu entschieden, mit einem in Süddeutschland ansässigem Unternehmen zu kooperieren, das unter anderem auf Wärmebildtechnik und KI-Anwendungen spezialisiert ist. Das Unternehmen hat TDW zufolge eine sehr günstige Sensorsuite rund um einen passiven Infrarot-Sensor entwickelt, der einen 100-prozentigen Ausschluss der Personenbekämpfung erlaube, was wiederum Voraussetzung für eine mit der Ottawa-Vereinbarung konforme Herstellung von Panzerabwehrminen sei.

Der Sensor kann mit einem einfachen Hebel abgenommen – beispielsweise für den Transport – und wieder aufgesetzt werden. Je nach Bedarf kann die PARM NextGen auch ohne optischen Sensor eingesetzt werden. In einem solchen Fall wird das System genauso wie die klassische PARM mit einem Lichtwellenleiter genutzt. Den Aussagen von Seitz zufolge gibt es taktische Situationen, in denen ein Lichtwellensensor zweckmäßiger ist.

In der Regel wird die PARM NextGen genauso wie die klassische PARM an einer für den Sperreinsatz geeigneten Stelle aufgestellt und bei Bedarf aus der Ferne geschärft. Erst danach wird die Sensorik aktiviert, jedoch in einem sogenannten Schlafmodus. Um Strom zu sparen, wird das Vorfeld im Schlafmodus mit einer geringen Frequenz beobachtet. In diesem Zustand reagiert die Sensorik auf gewisse Reize, die Seitz nicht weiter erläutern wollte. Tritt ein solcher Reiz auf, wacht das System auf und führt die Vorfeldbeobachtung mit einer höheren Frequenz durch, bis zur Identifikation eines in den Wirksektor einfahrenden Fahrzeuges. Kommt es zu dem Fall, wird der Gefechtskopf gezündet und das Ziel bekämpft. Die Bekämpfungsreichweite wird mit 60 Metern angegeben. Die klassische PARM kann aufgrund der Länge des Lichtwellenleiters nur bis zu einer Entfernung von 40 Metern effektiv wirken.

Nach der Schärfung kann das System so bis zu 30 Tage vollautonom im Einsatz verbleiben. Gemäß Ottawa-Übereinkunft wären zwar auch bis zu 45 Tage möglich, dafür müsste jedoch einer größerer Energiespeicher verwendet werden.

Wie bereits erwähnt, bildet der Fernzündungsmechanismus das zweite Kernelement der neue Panzerabwehrrichtmine. Genau diese Fähigkeit führt dazu, dass die PARM NextGen als Sperrmittel der 3. Generation betrachtet werden kann. Die Möglichkeit, die mittels des Systems angelegten Sperren aus der Ferne zu schärfen bzw. zu sichern, erlaubt es den Streitkräften dem Feind ganze Räume zu nehmen, diese aber gleichzeitig selbst nutzen zu können. Klassische Minensperren – egal ob Verlegeminen, Wurfminen oder Richtminen – verwehren sowohl dem Feind als auch den eigenen Kräften, in dem gesperrten Raum zu operieren, sie wirken also in beide Richtungen.

Die PARM NextGen sei „vergleichbar mit einer Schranke“, erläuterte Seitz das Wirkprinzip des modernen Sperrmittels. Bei Bedarf kann die Sperre durch die Sicherungskräfte per Knopfdruck geöffnet und wieder geschlossen werden. Eigene Aufklärungskräfte können so sicher hindurchgelassen und wieder aufgenommen werden. Zudem können so komplexe Hinterhalte – bestehend aus mehreren Richtminensperren – gelegt werden, bei denen einige der Sperren erst dann geschärft werden, wenn eine Feindkräftegruppierung hindurchgefahren ist. Ist dies erfolgt, werden die Minen hinter ihm geschärft, während die Spitzenteile gleichzeitig auf den vorderen Teil der Minensperre auffahren und durch diese ausgeschaltet werden. Setzen die verbliebenen Teile nun zurück, fahren sie sofort in den Wirkbereich der gerade geschärften Minen ein und sitzen somit in der Falle.

Da die Sperren zuverlässig ein- und ausschaltbar sind, können selbst Angriffe über eigene Sperren hinweg erfolgen, was bisher nicht möglich ist.

Das Funksystem arbeitet passiv und funkt nur in dem Moment des Schärfungs- bzw. Sicherungsvorgangs. Die Sicherungstruppe entscheidet also, wann das System „aktiv“ ist, den Rest der Zeit ist das System der Funkaufklärung entzogen. Sollte es zum feindlichen Störeinsatz kommen, verbleibt das System in dem aktuellen Zustand, die Sperrwirkung ist davon nicht betroffen. Daher kann das Richtmittel an sich nicht mittels der elektronischen Maßnahmen „bekämpft“ werden, es kann lediglich die Schärfung bzw. Entschärfung unterbunden werden.

Auf der Soldatenseite erfolgt die Fernschärfung mittels einer speziellen „Fernbedienung“. Ein System kann bis zu drei unterschiedliche PARM NextGen steuern. Die Zuweisung der jeweiligen Mine an die Fernbedienung erfolgt beim Aufstellen der PARM. Der aus der Mine entnommene Sicherungsstift fungiert gleichzeitig als „Pairing Device“, welches in die Fernbedienung eingesteckt wird. Jeder Sicherungsstift bzw. „Schlüssel“ (im Titelbild versehen mit einem „PARM-Anhänger“) verfügt über eine einzigartige verschlüsselte Signatur, so dass die Mine ganz genau weiß, von welcher Fernbedienung Signale empfangen werden sollen bzw. nicht.  

Die als modulares System ausgelegte PARM NextGen bietet – ohne dass man viel Fantasie haben muss – enormes Zukunftspotenzial. Da Komponenten, wie beispielsweise die Sensorik, austauschbar sind, kann mit einer fortschreitenden Technologieentwicklung auch die Leistungsfähigkeit des Sperrmittels stetig weiterentwickelt werden. Die bereits angesprochene komplexe Zieldiskriminierung ist nur eines der potenziellen Weiterentwicklungspotenziale.

Da derzeit insbesondere im Bereich der Batterietechnologien große Fortschritte erzielt werden, können leistungsfähigere Batterien, die für zusätzliche Fähigkeiten notwendige Energie liefern.

Räumen von Minensperren

Um feindliche Minensperren zu räumen bzw. Gassen in diese zu schlagen, um so die Bewegung der eigenen Truppe zu fördern, bedarf es entsprechender Fähigkeiten. In der Bundeswehr wird dies aktuell mittels des Minenräumpanzers Keiler abgebildet. Mitte bis Ende der 90er Jahre hat die Bundeswehr insgesamt 24 Systeme beschafft, welche nach Angaben der Bundeswehr bis mindestens 2030 in Nutzung verbleiben sollen. Dennoch wird gut unterrichteten Kreisen zufolge aktuelle an der Erstellung einer sogenannten Fähigkeitslücke und Funktionale Forderung (FFF), einem bedarfsbegründenden Dokument für einen Keiler-Nachfolger, gearbeitet.

Auch für dieses „Problem“ der Bundeswehr haben deutsche Anbieter im Rahmen der Eurosatory 2024 passende „Lösungen“ gezeigt.

FFG: Minenräumpanzer Wisent 2

Der mittelständische Panzerbauer FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH (FFG) präsentierte in Paris eine Minenräumpanzer-Variante seiner Multifunktionsplattform Wisent 2.

Der auf dem Fahrgestell des Kampfpanzers Leopard 2 A7V/A8 aufbauende Wisent 2 kann FFG zufolge dank seines Baukastenprinzips in wenigen Stunden von einem Bergepanzer zu einem Pionier- oder Minenräumpanzer umgebaut werden. Auch der Einsatz als Brückenlegepanzer ist möglich. Kanada, Katar, Norwegen, Ungarn, die Vereinigten Arabischen Emirate sowie jüngst auch Dänemark haben sich für das Fahrzeug entschieden.

Minenräumpanzer Wisent 2 auf der Eurosatory 2024, ausgestattet mit einem Minenräumpflug und einer Minenräumschnur (Mine Clearing Line Charge – MICLIC). (Bild: hartpunkt / Waldemar Geiger)

Der Wisent 2 bietet bereits in der Basisversion einen sehr hohen Grundschutz, der bei Bedarf durch Adaption weiterer Schutzelemente erhöht werden kann. Die Besatzung besteht typischerweise aus drei Personen. Sofern erforderlich, ist der Fahrer allerdings in der Lage, den Wisent 2 allein zu bedienen.

In der Konfiguration als Minenräumpanzer verfügt der Wisent 2 über ein sogenanntes Full-Width-Mine-Plough-Minenpflugsystem beispielsweise von Pearson Engineering, das eine Räumbreite von rund 4,2 Metern ermöglicht. Bei diesem System werden die Minen während der Räumfahrt aus dem Boden gehoben und zu beiden Seiten neben die Fahrspur abgeleitet. Dort können sie später durch dafür geschultes Personal neutralisiert werden. Die Räumtiefe ist verstellbar und beträgt 175 bis 300 mm. Weitere mögliche Ausstattungsmerkmale sind ein Minengassenmarkierungssystem, Minenräumschnüre sowie ein magnetischer Signatur-Duplikator.

Rheinmetall: Minenräumpanzer Keiler Next Generation

DerMinenräumpanzer Keiler Next Generation (NG) von Rheinmetall wurde in Paris erstmalig einem breiten Publikum gezeigt.

Nach Angaben von Rheinmetall ist der hochgeschützte und mobile Minenräumpanzer Keiler NG mit einem Minenpflug, einer raketengestützten Minenräumschnur sowie einem magnetischen Signaturduplikator ausgestattet, die es dem Keiler NG ermöglichen sollen, selbst tiefe feindliche Sperren in jedem Terrain zu öffnen.

Minenräumpanzer Keiler Next Generation von Rheinmetall. (Bild: hartpunkt / Waldemar Geiger)

Der Keiler NG basiert Herstellerangaben zufolge auf dem Fahrgestell des Pionierpanzers Kodiak und gehört damit zur Leopard-2-Familie. Die Höchstgeschwindigkeit des rund 63 Tonnen schweren Keiler NG wird mit 65 km/h angegeben, die Kletterfähigkeit beträgt 90 Zentimeter, die Steigfähigkeit 60 Prozent. Zudem hat das Fahrzeug eine Grabenüberschreitungsfähigkeit von mehr als 2,50 Meter. Nach Angaben von Rheinmetall können vorhandene Kodiak-Pionierpanzer mit Hilfe von Ausrüstungssätzen „in eine dem Keiler NG ähnliche Konfiguration umgerüstet werden“, zudem könnten vorhandene Kodiak-Nachweisführungen die Einführung des Keiler NG beschleunigen.

Als Minenpflug kommt ein über vier Meter breiter Pearson-Minenpflug zu Einsatz, der auf lockerem Untergrund eine Minenräumgeschwindigkeit von bis zu 250 Metern pro Minute ermöglichen soll. Auf festem Untergrund kommt das raketengestützte Minenräumschnursystem (MICLIC) vom Typ „Plofadder“ der südafrikanischen Rheinmetalltochter Rheinmetall Denel Munition zum Einsatz. Das System soll nach Angaben von Rheinmetall in der Lage sein, innerhalb von Minuten eine 160 Meter lange und neun Meter breite Schneise in Minenfelder und Sperren zu schlagen. „Allein mit den beiden Plofadder-Systemen des Keiler NG lassen sich 250 Meter tiefe Minenfelder überwinden, die in überlappenden Salven abgefeuert werden“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Die Markierung der Minenpfade bzw. Minengassen für die nachfolgenden Kräfte erfolgt mittels eines integrierten Fahrspurmarkierungssystems, welches auch bei eingeschränkter Sicht oder bei Nacht gesehen werden kann.

Die Schnellwechselschnittstelle am Panzerbug ermöglicht es zudem, den Minenpflug schnell durch ein Planierschild zu ersetzen. So kann der Keiler NG Rheinmetall zufolge bei Bedarf auch Panzerhindernisse räumen, Gräben verfüllen oder Stellungen schieben. Zudem verfügt der Minenräumpanzer über einen integrierten Kran, so dass Umrüstarbeiten und Nachversorgung ohne Fremdhilfe durchgeführt werden können.

Ein Schnellnebelsystem ROSY sowie die ferngesteuerte Waffenstation vom Typ Natter mit einem schweren Maschinengewehr im Kaliber .50 tragen zum Selbstschutz des Keiler NG bei.

Die Besatzung des Keiler NG besteht aus zwei Soldaten, zudem hat Rheinmetall bereits in der Konzeption des Systems die Möglichkeit eines ferngesteuerten Einsatzes berücksichtigt, ebenso wie die Ausstattung mit einem aktiven Schutzsystem und die Anbindung an das digitalisierte Gefechtsfeld.

Waldemar Geiger