Anzeige

Kongsberg führt das mobile Luftverteidigungssystem NOMADS auf FFG-Fahrzeug ein

Lars Hoffmann

Anzeige

Der norwegische Rüstungskonzern Kongsberg Defence & Aerospace hat gestern auf der Messe Eurosatory in Paris die Markteinführung des National Manoeuvre Air Defence System (NOMADS) bekanntgegeben. Dabei handelt es sich um ein hochmobiles, raketenbasiertes Luftverteidigungssystem zum Schutz von Manöverelementen der Landstreitkräfte in Frontnähe auf einem Kettenfahrgestell des deutschen Unternehmens FFG.

NOMADS wurde laut Kongsberg für das norwegische Heer entwickelt und besteht aus einem SHORAD-Modul (Short Range Air Defence), das auf einem gepanzerten Fahrzeug mit hoher Geländegängigkeit montiert ist. Dabei handelt es sich um das ACSV G5 der FFG aus Flensburg. Das Unternehmen liefert 50 Fahrzeuge dieses Typs in unterschiedlichen Konfigurationen an die norwegischen Streitkräfte.

Anzeige

Das SHORAD-Modul integriere die wichtigsten Führungs- und Steuerungsfunktionen und Anwendungen des NASAMS-Mittelstreckensystems und umfasse einen passiven Suchflugkörper und ein AESA-Radar, schreibt Kongsberg. Das System sei in der Lage, Drohnen, UAVs, Marschflugkörper, Hubschrauber und Flugzeuge zu erkennen und abzufangen. Die norwegischen NOMADS-Fahrzeuge werden mit dem Lenkflugkörper Iris-T SLS von Diehl ausgestattet.

Anzeige

Dem Vernehmen nach erhalten Norwegens Streitkräfte sechs Fahrzeug, vier wurden bereits ausgeliefert. Das NOMADS-System wurde Ende Mai erfolgreich im scharfen Schuss getestet; dabei wurden zwei Raketen gelauncht.

Zusätzlich zu seiner Panzerung ist NOMADS mit einer ferngesteuerten Waffenstation (Remote Weapon Station, RWS) zum Selbstschutz ausgestattet. Das System sei nicht an ein bestimmtes Fahrzeug gebunden, schreibt Kongsberg.

Das Projekt ist den Angaben zufolge eine Zusammenarbeit zwischen Kongsberg, den norwegischen Streitkräften und der norwegischen Behörde für Verteidigungsmaterial.

Es sei maßgeschneidert für den Schutz von mobilen Gefechtsverbänden, Transportwegen, Kommandozentralen und logistischen Einrichtungen. Darüber hinaus sei die Luftverteidigungsfähigkeit mit Führung und Kontrolle (C2), Radar mit IFF und Raketen auf einer einzigen Plattform vereint. Dies ermöglicht autonome Luftverteidigungsoperationen bei Tag und Nacht.

NOMADS ist den Angaben von Kongsberg zufolge typischerweise vernetzt und in die Integrierte Luft- und Raketenverteidigung (IAMD) der NATO integriert. Das System könne problemlos an jede NATO-kompatible bodengestützte Luftverteidigung (GBAD) angepasst werden.

Als zweiter Nutzer von NOMADS haben die niederländischen Streitkräfte Interesse angemeldet und wollen offenbar in den mit den Norwegen geschlossenen Vertrag einsteigen. Der Bedarf der Niederländer liegt bei 18 Fahrzeugen, die dann allerdings mit der Rakete AIM-9X ausgerüstet werden sollen. Während die norwegische ACSV G5 zwei feste Launcher mit je zwei Raketen haben, wird für die Niederlande dem Vernehmen nach an einer Lösung zur Aufnahme von mehr Flugkörpern gedacht. Das niederländische Parlament muss der Beschaffung allerdings noch zustimmen, was noch im laufenden Jahr erfolgen soll. Zusätzlich zu den Launcher-Fahrzeugen könnten noch ACSV G5 für die Feuerleitung dazukommen.

ACSV G5 mit All-in-one-Ausstattung inklusive Sensorik und Effektoren, die das Fahrzeug zu einem vollständigen hochgeschützten Kurzstrecken-Luftverteidigungssystem mache, das Sidewinder- oder Iris-T-SLS-Raketen als Hauptbewaffnung nutze. (Bild: FFG)

Dem Vernehmen nach denkt zudem die deutsche Bundesregierung darüber nach, das System den ukrainischen Streitkräften zugänglich zu machen. Dazu müssten allerdings im Wesentlichen deutsche Komponenten genutzt werden, sollte nur Deutschland das Projekt finanzieren. Sollte sich allerdings ein Land wie Schweden beteiligen, würde sich auch die Integration eines Saab-Radars anbieten. Beim norwegischen NOMADS liefert gegenwärtig die dänische Firma Weibel das Radar. Wichtiger Partner bei einer Ukraine-Lösung wäre sicherlich auch Diehl Defence, schließlich ist das Unternehmen Hersteller des Lenkflugkörpers Iris-T SLS.

Lars Hoffmann