Der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin vermarket seine drei vergleichsweise neuen Expeditionary-Launcher-Systeme für Flugkörper, die vom Vertical Launch System (VLS) Mk 41 abgeleitet sind, nicht nur für die US-Streitkräfte, sondern auch international. Wie Edward Dobeck, Director Launching Systems bei Lockheed Martin, im Gespräch mit hartpunkt erläuterte, haben insbesondere Nationen, die auch den Mk 41 für ihre Schiffe nutzen, ein Interesse an den neuen Expeditionary-Launchern – unter anderem aus Europa. Ob bereits Verträge geschlossen wurden und welche Länder eine Beschaffung ins Auge gefasst haben, wollte er nicht offenlegen. Es habe jedoch bereits Genehmigungen für „Foreign Military Sales“ und „Direct Commercial Sales“ gegeben, räumte er ein. Daraus müssen jedoch nicht zwingend Vertragsabschlüsse hervorgehen. Auch dem deutschen Kunden seien die Systeme vorgestellt worden, sagte Dobeck.
Bei den drei Systemen handelt es sich um den Mid-Range Capability Launcher (MRC) der U.S. Army auf einem Auflieger, den Mk 70 der U.S. Navy sowie dem Long Range Fires (LRF) Launcher des Marine Corps, die alle drei in der Strike-Länge des MK 41 ausgeführt sind. Dabei handelt es sich um die Version, die die größten Flugkörper bis hin zum Marschflugkörper Tomahawk oder der SM-6 aufnehmen kann. Während der Mk 70 und der MRC – in der Vergangenheit auch als Typhon bezeichnet – jeweils vier Startcontainer aufweisen, verfügt das auf einem unbemannten Fahrzeug verbaute LRF nur über einen Launcher.
Der Vorteil der drei Expeditionary-Systeme liegt nach Aussage von Dobeck darin, dass damit alle im Augenblick mehr als ein Dutzend in den Mk 41 integrierte Flugkörper verschossen werden können. Auch sei eine Mix-Beladung denkbar. Werde ein Flugkörper einmal in einem MK 41 integriert, könne er auch von den Expeditionary-Launchern verschossen werden und umgekehrt, denn die Architektur und Elektronik zwischen den Systemen sei weitgehend identisch. Dobeck zufolge ist der Tomahawk von keinem anderen Launcher so oft und verlässlich verschossen worden wie dem Mk 41. Sollte sich die Bundeswehr für diesen Marschflugkörper als Deep-Strike-Lösung für den Verschuss von Land entscheiden, könnte womöglich auch der MRC oder LRF als Startplattform in Frage kommen.
Man führe auch Gespräche mit Diehl zur Integration der Iris-T SLM und mit MBDA zu Integration des Flugkörpers Aster, sagte Dobeck. Details und Zeitpläne wollte er nicht nennen. Es bestehe auf beiden Seiten Interesse an einer Lösung. Man arbeite gegenwärtig an einem Integrations-Pfad mit den Unternehmen.
Vor etwa einem Jahr hatte Diehl bereits bestätigt, dass an der Integration der Iris-T SLM in den Mk41 gearbeitet wird. Wie es damals hieß, sollte auch die noch in Entwicklung befindliche Iris-T SLX mit erhöhter Reichweite sowie der auf der Iris-T basierende zukünftige Hyperschallabwehrflugkörper von Beginn an für den Einsatz von Schiffen und dem Verschuss aus einem VLS ausgelegt werden. Überdies war aus Fachkreisen zu vernehmen, dass auch der zukünftige norwegisch-deutsche Marschflugkörper 3SM Tyrfing für den Start aus einem VLS designt werden könnte.
Wie Lockheed-Martin-Manager Dobeck erläuterte, hat sein Unternehmen bereits zwei volle MRC-Batterien mit je vier Launchern an die Army ausgeliefert, von der eine Batterie auf den Philippinen stationiert worden sei. Die Batterien drei und vier seien in der Vorbereitung. „Unsere Produktionslinie ist fertig“, betonte er.
Vom einzelligen LRF wurden bisher seinen Angaben zufolge acht an das Marine Corps übergeben – auch hier stehe die Fertigungslinie. Vom Mk 70, der nur leicht vom MRC abweiche, habe man auch bereits mehrere Exemplare ausgeliefert. Vom Mk 70 können Flugkörper vom Deck eines Schiffes verschossen werden, das über kein eigenes VLS verfügt. Dies wurde auch bereits in mindestens zwei Live-Tests nachgewiesen. Die Lieferzeit für die Launcher liege bei etwa 18 Monaten, „wenn sich die Supply Chain gut verhält, sind auch 12 Monate möglich“, so Dobeck. Seinen Worten zufolge haben potenzielle Kunden mitunter auch Interesse an einem Mix aus den vierzelligen Launchern und dem LRF. Während der MRC Launcher eigentlich für die Boden-Boden-Anwendung konzipiert sei, könne er auch zum Verschuss von Boden-Luft-Raketen genutzt werden.
Lars Hoffmann