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Luftwaffe will weitere Heron TP leasen

Lars Hoffmann

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Die Luftwaffe will in Zukunft sechs sogenannte MALE-Drohnen des Typs German Heron TP vom Fliegerhorst Jagel in Schleswig-Holstein aus betreiben. Das sagte Generalleutnant Günter Katz, der Kommandierende General des Luftwaffentruppenkommandos, während seiner Ansprache nach dem offiziellen Erstflug auf dem Luftwaffenstützpunkt in Schleswig-Holstein. Mit dem heutigen Tag beginne der Demonstrationsflugbetrieb „Landes- und Bündnisverteidigung“ für German Heron TP, so Katz. Wie er auf Nachfrage erläuterte, sollen im kommenden halben Jahr möglicherweise die Verfahren optimiert werden, danach laufe der Prozess zum Aufbau der Flotte.   

Es handele sich um das erste unbemannte Luftfahrzeug, das mit einer deutschen, uneingeschränkten Verkehrszulassung mit weltweiter Gültigkeit betrieben werde, betonte der General. Es könne in allen kontrollierten zivilen und militärischen Lufträumen fliegen. Katz bezeichnete dies als „Quantensprung“ in Europa.

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Gegenwärtig hat die Luftwaffe fünf Heron geleast. Eine dieser Maschinen befindet sich gegenwärtig in Jagel, zwei wurden laut einem Luftwaffen-Sprecher aufgrund des Gaza-Krieges kurzfristig den israelischen Streitkräften zur Verfügung gestellt, womit zwei Maschinen zur Ausbildung für Bundeswehr-Piloten in Israel verbeiben. Die Aussage von Katz, sechs Heron TP in Jagel zu stationieren kann nur eins bedeuten: Die Bundeswehr will weitere Heron TP leasen. Wie Ralf Hastedt, Head of Sales and Business Development von Airbus DS Airborne Solutions GmbH (ADAS), am Rande der Veranstaltung erläuterte, hat die Luftwaffe eine Option, drei weitere Maschinen des gleichen Typs zu leasen. Sollte diese gezogen werden, würden vermutlich neben den sechs Drohnen in Deutschland, zwei weitere in Israel für die Piloten-Ausbildung verbleiben.

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Wie die Luftwaffe in einer Mitteilung schreibt, mietet die Bundeswehr bis zu sechs Systeme beim Hersteller Israel Aerospace Industries (IAI). Die technisch-logistische Versorgung stelle die Firma Airbus DS Airborne Solutions GmbH sicher. Wie aus Fachkreisen zu vernehmen ist, trägt ADAS die Verantwortung bis zum Zeitpunkt, wenn die Bremsen des Flugzeugs auf der Rollbahn gelöst werden. In Zusammenarbeit mit der Firma Lufthansa Aviation Training werden die Besatzungen zusätzlich ausgebildet und erhalten vollwertige Lizenzen für bemannte Flugzeuge – eine Voraussetzung für die Drohnenpiloten.

Auf dem Flugplatz Jagel des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 „Immelmann“ soll die Drohne zunächst sechs Monate im Demonstrationsflugbetrieb eingesetzt werden, bei dem sie zusammen mit zivilen und militärischen Flugzeugen im kontrollierten Luftraum über Norddeutschland fliegt. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Phase sind auch grenzüberschreitende Flüge geplant.

Die Drohne kann je nach Auftrag und Mandat auch bewaffnet werden. Die für die Maschinen vorgesehenen Luft-Boden-Wirkmittel wurden bereits bestellt und sollten älteren Presseveröffentlichungen zufolge in diesem Jahr zulaufen. Der Flugbetrieb in Deutschland findet jedoch ohne Bewaffnung statt. Wie Katz auf Nachfrage erläuterte, geht er davon aus, dass das Training mit der Bewaffnung im kommenden Jahr begonnen wird. Weitere Details nannte er nicht. Beobachter gehen davon aus, dass zur Ausbildung neben der Simulation auch der scharfe Einsatz gehört.

Der German Heron TP ist der Nachfolger vom Heron-1. Dieser habe sich mit mehr als 50.000 Flugstunden in Afghanistan und mehr als 21.000 Flugstunden in Mali als „das Aufklärungsmittel“ bewährt, sagte Katz. Das neue System übernimmt bis zur Einführung der Eurodrohne ab dem Jahr 2030 die Aufgaben der abbildenden Aufklärung sowie die direkte Unterstützung und den Schutz von Soldatinnen und Soldaten am Boden. Der German Heron TP könne zum Beispiel Konvois begleiten, um Gefahren frühzeitig zu erkennen und so die Bodentruppen in Echtzeit zu warnen, sagte der General während seiner Ansprache. Ebenso könnten Schiffe vor annähernden Gefahren, beispielsweise Piraten, gewarnt werden, lange bevor diese zu einer Gefahr für Crew und Passagiere werden.

Die Drohne könne aber auch bei Katastrophen- und Sucheinsätzen im Rahmen der Amtshilfe eingesetzt werden. Die German Heron TP ist in der Lage, je nach Konfiguration bis zu 27 Stunden in der Luft bleiben. Durch einen parallelen Betrieb von zwei Aufklärungsdrohnen könnte ein Einsatzraum somit mehrere Tage lang dauerhaft überwacht werden. Nach Aussage von ADAS-Manager Hastedt hat der Heron TP während des Trainingsflugbetriebs und der Anpassentwicklung für die deutschen Forderungen bereits 450 Starts und Landungen absolviert. Die Maschine sei für den weltweiten Einsatz vorgesehen und habe gegenüber dem israelischen Urmodell weitere Spezifikationen erhalten, darunter eine Enteisungsanlage. Ohne Problem sei die Einrüstung eines auf den maritimen Einsatz optimierten Radars möglich, es müsse nur bestellt werden.

Lars Hoffmann