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NEMO auf Lynx– Patria liefert Mörsertürme an Rheinmetall

Waldemar Geiger

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Der finnische Rüstungskonzern Patria hat mit den Rheinmetall-Tochtergesellschaften Rheinmetall Landsysteme GmbH und Rheinmetall Ungarn einen Vertrag über die Lieferung von NEMO-Mörsersystemen unterzeichnet, die im Rahmen des ungarischen ZRINYI-Programms auf eine neue Lynx-Variante integriert werden.

Einer heute veröffentlichten Mitteilung von Patria zufolge, sollen mindestens 24 NEMO-Mörsersysteme beschafft und geliefert werden. „Der Liefervertrag unterstreicht das Engagement von Patria und Rheinmetall, hochmoderne Lösungen für das ungarische Programm zu liefern und damit die Fähigkeiten der gepanzerten Fahrzeugflotte kontinuierlich zu verbessern“, heißt es in der Mitteilung.

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Die Integration des NEMO-Turms in die Lynx KF41-Plattform ist Patria zufolge ein wichtiger Schritt, um die Anforderungen des ungarischen Programms zu erfüllen. Rheinmetall hat der Mitteilung zufolge bereits im September 2024 erfolgreich eine Testintegration des NEMO auf dem Lynx durchgeführt. Wie Patria schreibt, konzentrierten sich die Tests auf die Bewertung der technischen Kompatibilität und die Validierung der Integration des Systems in das Fahrzeug. Die Ergebnisse haben demnach bestätigt, dass das System nahtlos in die Plattform integriert werden kann und die Einsatzmöglichkeiten von Lynx erweitert.

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Das ungarische Verteidigungsministerium hatte Rheinmetall im September 2020 mit der Lieferung von 209 Lynx-Schützenpanzern in sieben unterschiedlichen Varianten – Schützenpanzer, Gefechtsstandfahrzeug, Spähpanzer, Feuerleitpanzer, Mörserträger, Sanitätsfahrzeug und Fahrschulfahrzeug – und dazugehörigen Leistungen im Wert von über zwei Milliarden Euro beauftragt. Im Rahmen eines weiteren Entwicklungsauftrags, der im Dezember 2023 erteilt wurde, ist auch ein Flugabwehrpanzer Lynx mit Skyranger-30-Turm in Arbeit.

NEMO

NEMO steht für NEw MOrtar und ist ein rund 1,9 Tonnen schwerer 120-mm-Turmmörser des finnischen Rüstungskonzerns Patria. Das System wurde 2006 erstmals vorgestellt und seitdem konsequent weiterentwickelt. So hat Patria Anfang 2021 die Qualifizierung des NEMO für die Fähigkeit „Fire-on-the-move“, auf Deutsch „Feuern in der Bewegung“, bekanntgegeben. Diese für Mörsersysteme bis dato einzigartige Fähigkeit erlaubt es der Truppe, während des Feuerkampfes ständig in der Bewegung zu bleiben und sich somit der feindlichen Waffenwirkung wirkungsvoll zu entziehen.

Die Konstruktionsweise als Turmmörser gilt zwar als besonders komplex und ist demensprechend auch mit höheren Beschaffungs- und Unterhaltskosten verbunden, bietet gegenüber klassischen „Lukenmörsern“ aber mehrere Vorteile. Zum einen ist die Besatzung komplett geschützt, sowohl ballistisch, als auch gegen ABC-Bedrohungen. Ein weiterer Vorteil besteht in der Fähigkeit, in einer niedrigen Winkelgruppe im direkten Richten feuern zu können. Eine Fähigkeit, die im Gefecht sowohl defensiv als auch offensiv genutzt werden kann.

Ein einziger NEMO-Mörser ist laut Hersteller in der Lage, bis zu sechs Patronen gleichzeitig ins Ziel zu bringen. Das Verfahren wird als Multiple Round Simultaneous Impact (MRSI) bezeichnet. Diese Fähigkeit bleibt dem Hersteller zufolge auch beim Feuern in der Bewegung erhalten.

Der NEMO-Turm verfügt über einen Schwenkbereich von 360 Grad und eine Waffenneigung von -3 bis 85 Grad. Das drei Meter lange Rohr erlaubt eine im Vergleich zu klassischen 120-mm-Mörsern leicht gesteigerte Kampfreichweite.

Die Waffenanlage ist als Hinterlader mit einem halbautomatischen Lademechanismus konzipiert. Dabei wird die Munition durch die Besatzung vorbereitet und auf eine Ladeschiene platziert. Der Mechanismus lädt die Waffe im Anschluss automatisch. Je nach Größe können Fahrzeuge, die mit NEMO-Turm ausgerüstet sind, 50 bis 60 Patronen 120-mm-Mörsermunition mitführen. Für den Verschuss aus dem NEMO muss die Mörsermunition mit einem sogenannten Stub Case (auf Deutsch Hülsenstummel) versehen werden. Dabei handelt es sich um ein von Patria entwickelte kurze Hülse, die als Interface zwischen der Hinterladerwaffenanlage und der Munition fungiert. Aussagen von Patria zufolge eignet sich fast jede auf dem Markt befindliche 120-mm-Mörsermunition für den Verschuss aus dem NEMO, sobald sie mit dem Stub Case bestückt wurde. Die Bestückung der Munition ist einfach und kann durch die Besatzung erfolgen. Nach dem Abfeuern der Waffe wird der Hülsenstummel in einen auf dem Fahrzeug montierten Auffangbehälter ausgeworfen.

Nach Angaben von Patria wird das Waffensystem üblicherweise durch eine vierköpfige Besatzung bedient, welche aus einem Kraftfahrer, einem Kommandanten – der auch gleichzeitig die Funktion des Richtschützen wahrnimmt – einem Lade- sowie einem Munitionsschützen besteht. Ein modernes Feuerleitsystem komplettiert das Waffensystem.

Waldemar Geiger