Die Niederlande wollen ihre Verteidigungsfähigkeit erhöhen und dafür neue Waffensysteme kaufen. Dazu gehören Kampfpanzer, Kampfflugzeuge, ein Upgrade für die Boxer-Radpanzer und zusätzliche Schiffe. Wie aus der gerade veröffentlichten Defensienota 2024 hervorgeht, will die Regierung strukturell rund 2,4 Milliarden Euro zusätzlich für die Streitkräfte ausgeben und so auf Gesamtausgaben von 24 Milliarden Euro pro Jahr kommen. 1,5 Milliarden Euro davon sind dabei für die Erhöhung der Kampfkraft vorgesehen. Ziel sei es, mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Verteidigung auszugeben.
Die niederländischen Streitkräfte beabsichtigen, ein vollwertiges Panzerbataillon aufzustellen. Außerdem sollen Radpanzer Boxer zu einer höheren Durchsetzungsfähigkeit befähigt werden und die Militärpolizei ertüchtigt werden. Es sollen zusätzliche maritime Kapazitäten, Kampfflugzeuge und Hubschrauber erworben werden, um Operationen auf See und in der Luft über einen längeren Zeitraum zu führen. Auch soll die Cyber-Schlagkraft verbessert werden. Weiteres Augenmerk gilt der Munitionsbeschaffung, dem Transport und medizinischer Unterstützung. Für Personal sollen jährlich 260 Millionen Euro ausgegeben werden.
Aufgrund der NATO-Forderungen sollen die schwere und die mittlere Infanteriebrigade erweitert und verstärkt werden. Für die schwere Brigade wird ein vollständiges Panzerbataillon aufgestellt, das auch über unbemannte Fahrzeuge verfügen soll. Es kann davon ausgegangen werden, dass dafür eine noch nicht festgelegte Anzahl von Kampfpanzern Leopard 2 A8 gekauft wird. Damit werden die Niederlande erstmals seit 2011 wieder über Kampfpanzer verfügen. Die Aufstellung soll in Kooperation mit Deutschland, unter anderem in den Bereichen Training, Munitionsbeschaffung und Instandhaltung, erfolgen. Die Boxer-Schützenpanzer der mittleren Brigade werden laut Defensienota neben einer neuen Kanonenbewaffnung auch zusätzliche Panzerabwehrmittel erhalten. Es dürfte sich dabei um Lenkflugkörper des Typs Spike LR2 handeln, die in den niederländischen Streitkräften eingeführt sind und beispielsweise beim Schützenpanzer CV90 zum Einsatz kommen.
Die Marine wird den Planungen zufolge weitere Fregatten zur U-Boot-Jagd sowie neue Hubschrauber des Typs NH-90 erhalten. Für die drei F-35-Staffeln der Luftwaffe sollen weitere Kampfflugzeuge erworben werden, um mehr Maschinen in Konfliktsituationen zur Verfügung zu haben und Operationen länger führen zu können. Die Flugzeuge sollen auch für die Unterstützung von Land- und Seestreitkräften eingesetzt werden. Einen weiteren Schwerpunkt legen die Niederländer überdies auf die Verbesserung ihrer Cyber-Fähigkeiten.
Laut Defensienota soll überdies die niederländische Industrie verstärkt eingebunden und Anstrengungen zur Weiterentwicklung der genutzten Waffensysteme unternommen werden. Auch ist geplant, unbemannte Fahrzeuge und Drohnen unterschiedlicher Kategorien einzuführen.
Auch wenn in der Defensienota selbst keine Stückzahlen erwähnt werden, gehen Beobachter davon aus, dass unter anderem ein Bedarf von bis zu 52 Kampfpanzern, rund 70 Radschützenpanzern, zwei zusätzlichen U-Jagd-Fregatten, sechs weiteren F-35 Kampfflugzeugen sowie sechs NH-90 besteht.
Lars Hoffmann
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