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Panzer und Artillerierohre – Rheinmetall plant Aufbau einer Rohr- und Munitionsfertigung in Großbritannien

Waldemar Geiger

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Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall plant den Aufbau einer Rohrfertigung für großkalibrige Waffensysteme wie Kampfpanzer und Artillerie sowie einer Munitionsproduktion in Großbritannien, wie ein Konzernsprecher gegenüber hartpunkt bestätigte. Bei dem Vorhaben handelt es sich um einen Bestandteil der Trinity-House-Vereinbarung zwischen Deutschland und Großbritannien, welche am 23. Oktober vom deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius und seinem britischen Amtskollegen John Healey in London unterzeichnet wurde.

Einer der im Rahmen der Vereinbarung beschlossenen Punkte betrifft die Stärkung der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. Dabei soll in Großbritannien ein neues „Artillerierohrwerk mit 400 zusätzlichen Arbeitsplätzen“ entstehen. Nach Aussage von Rheinmetall sollen in dem Werk unter anderem 120mm-Rohre für den Challenger 3 – der Kampfpanzer wird mit einer 120-mm-Glattrohrkanone L55A1 von Rheinmetall ausgestattet – sowie 155mm-Artillerierohre gefertigt werden. Insbesondere Artilleriegeschützrohre für die Radhaubitze RCH 155, deren gemeinsame Beschaffung Deutschland und Großbritannien im Mai 2024 angekündigt hatten, sollen in dem Rheinmetall-Werk produziert werden.

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Für den Aufbau dieser Kapazitäten sind Investitionen in einer Höhe von etwa 50 Millionen Pfund vorgesehen, was rund 60 Millionen Euro entspricht. Sobald die Produktion angelaufen ist, sieht der Rüstungskonzern ein jährliches Umsatzpotenzial in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrages.

Rheinmetall steht dem Vernehmen nach auch im Dialog mit der britischen Regierung über den Aufbau von Munitionsproduktionskapazitäten auf der Insel.

Schlüsseltechnologie Rohrfertigung

Die russische Invasion in die Ukraine führte dazu, dass die Nachfrage nach Rohren erheblich gestiegen ist. Neben dem nutzungsbedingten Verschleiß haben zahlreiche Nationen die Modernisierung und den Ausbau der eigenen Artillerie- und Kampfpanzersysteme angekündigt, was die Nachfrage in den nächsten Jahren weiter hochhalten, wenn nicht sogar noch weiter steigern wird.

In puncto Rohrtechnologie gehört der Düsseldorfer Rüstungskonzern zur absoluten Spitze der Welt. Egal ob 120mm-Panzerrohre oder 155mm-Haubitzenrohre, die Rheinmetall-Produkte setzen weltweit unerreichte Maßstäbe was Präzision und Haltbarkeit angeht. So gibt es kaum ein Rohrartillerievorhaben der westlichen Welt, in dem die Düsseldorfer nicht im Wettbewerb vertreten waren oder sind. Neben Deutschland sind es die Schweiz, Großbritannien und seit der kurzem auch die USA. Nachdem das US-Heer sein ERCA-Haubitzenvorhaben eingestampft hat, gilt Rheinmetall als ein aussichtsreicher Rohrlieferant für die Kampfwertsteigerung der US-Haubitzen vom Typ Paladin sowie einer neu einzuführenden Radhaubitze.

Gleichzeitig müssen zusätzliche Ersatzrohre für die Bestandsflotten der Panzerhaubitze 2000 und des Leopard 2 in verschiedenen Nutzernationen gefertigt werden. Denn auch wenn die Rohre aus deutscher Produktion als besonders langlebig gelten, nach ein paar tausend Schuss sind auch diese verschlissen und für den Austausch fällig. Dies gilt sowohl für die Haubitzen- als auch für Panzerrohre, die im Übrigen um begrenzte Produktionskapazitäten konkurrieren.

Waldemar Geiger