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PTTs – intelligentes Bindeglied zwischen taktischem Headset und Funkgerät

Interview mit Thomas H. Günther (Vorstandsvorsitzender und CEO) und Carsten Petersen (Leiter Key Acccount Management Bundeswehr) der CeoTronics AG

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Die Bundeswehr beabsichtig als eine der ersten Armeen weltweit, eine querschnittliche Ausstattung der Truppe mit sogenannten Sprechsätzen mit Gehörschutzfunktion (SMG) einzuführen, die die taktische Kommunikation der Soldatinnen und Soldaten in Gefechtssituationen signifikant verbessern und diese gleichzeitig vor Hörschädigungen bewahren sollen. Ende April 2024 wurde ein Rahmenvertrag mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall über die Beschaffung von bis zu 191.000 SMG inklusive Zubehör geschlossen. Wie hartpunkt bereits berichtete, wurden dazu vom Haushaltsausschuss des Bundestages Mittel in Höhe von etwa 430 Millionen Euro freigegeben. Bis dato wurden bereits 60.000 SMG-Sätze abgerufen, die bis spätestens Ende 2025 der Truppe zulaufen sollen.

Auch wenn Rheinmetall als Generalunternehmer und Vertragspartner der Bundeswehr in diesem Vorhaben fungiert, entfällt ein wesentlicher Anteil des Auftrages auf die im hessischen Rödermark ansässige CeoTronics AG. Der Spezialist für taktische Kommunikationslösungen für Streitkräfte und Polizei-Behörden liefert alle taktischen Kommunikationseinheiten (Push-to-Talk-Tasten bzw. PTT), Gesamtsystem-Aufbewahrungstaschen sowie Anschlusskabel für bereits eingeführte und zukünftige Funkgeräte und Bordverständigungsanlagen der Bundeswehr.

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Wie das mittelständische Unternehmen diesen Auftrag mit gerade einmal 135 Beschäftigten abarbeiten kann und welche technischen Besonderheiten die CeoTronics-PTT-Lösungen ausmachen besprach hartpunkt mit Thomas H. Günther, Vorstandsvorsitzender und CEO der CeoTronics AG, und Carsten Petersen, Leiter Key Acccount Management Bundeswehr.

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hartpunkt: Was genau ist eine PTT und welche Aufgabe erfüllt diese in dem Systemkomplex der taktischen Kommunikation?

Günther: „PTT“ steht “push to talk”. Die CT-MultiPTT 3C und 1C, also die Führungs-PTT und Soldaten-PTT sind multifunktionale Steuerungseinheiten (Control Units), die weit mehr als nur die PTT-Funktion haben.

Thomas H. Günther ist Vorstandsvorsitzender und CEO der CeoTronics AG. (Bild: CeoTronics)

Die von der CeoTronics AG entwickelten CT-MultiPTTs sind das intelligente Bindeglied, sozusagen das Herzstück, zwischen einem taktischen Headset und den Funkgeräten und Bordverständigungsanlagen. Die CT-MultiPTTs „steuern“ nicht nur Headsetfunktionen, sondern auch Sonderfunktionen am angeschlossenen Kommunikationsmedium.

hartpunkt:Welche PTTs wird die Truppe im Rahmen des SMG-Vorhabens erhalten und was ist das Besondere an den Systemen?

Petersen: Die Bundeswehr erhält im Rahmen der gewonnenen internationalen Wettbewerbsausschreibung „SMG“ die CT-MultiPTT 3C und 1C sowie die CT-WirlessPTT Mil. Besonders hervorzuheben und positiv bewertet wurde die intuitive und damit sichere sowie einfache Bedienung der Soldaten- und Führungs-PTT – auch mit „dicken“ Handschuhen, in Kälte und Dunkelheit sowie unter besonders belastenden Einsatzsituationen. Große Tastenelemente und Dreh-/Drückregler bilden das Interface zwischen digitaler Technik und dem Menschen.

Carsten Petersen ist Leiter Key Acccount Management Bundeswehr bei der CeoTronics AG. (Bild: CeoTronics)

Die CT-MultiPTTs bieten neben der PTT-Funktion die Möglichkeiten, die Lautstärke einzustellen und den Außengeräuschempfang im Headset zu steuern. Die CT-MultiPTT 3C kann darüber hinaus bis zu drei Kommunikationsmedien gleichzeitig „bedienen“ und im Headset zugeordnet auf das linke, rechte und auf beide Ohren geben.

Zudem kann die CT-MultiPTT 3C auf Wunsch eine „Bridge“ zwischen angeschlossenen Funkgeräten mit unterschiedlichen Frequenzen und/oder Nutzerkreisen abbilden.

Zukünftig soll jeder Soldat der Bundeswehr mit einer Führungs-PTT (links im Bild) oder einer Soldaten-PTT (Bildmitte) ausgestattet werden. Mittels der CT-WirlessPTT (rechts im Bild) kann der Funk auch kabellos betätigt werden – wichtig in speziellen Situationen, wenn der Soldat bspw. gleichzeitig im Anschlag bleiben und funken muss oder beim Sprung mit Flächenschirmen, wo beide Hände ständig an den Steuergriffen bleiben müssen. (Bild: CeoTronics)

Neben vielen anderen Funktionen bietet die CT-MultiPTT 3C (FührungsPTT) auch die KeyBoard- und Joystick-Bedienung. An beide CT-MultiPTTs können alle alten/bisherigen analogen und digitalen Funkgeräte, die neuen digitalen und auch hybriden Funkgeräte, USB-SmartDevices sowie bestehende und zukünftige Bordverständigungsanlagen der Bundeswehr angeschlossen werden.

hartpunkt: Sie sprechen von zukünftigen Funkgeräten und Bordverständigungsanlagen. Wie werden die Systeme aktuell gehalten, so dass neu eingeführte Geräte angeschlossen werden können?

Petersen: Die CT-MultiPTTs werden über Software-Updates und -Upgrades zukünftigen, heute noch unbekannten, Nutzungs-Szenarien und Peripheriegeräten angepasst. Die querschnittliche Einführung der CT-MultiPTTs mit CT-ComLink-Technologie bringt der Bundeswehr enorme logistische Vorteile – es müssen nicht mehr für jedes einzelne unterschiedliche Anwendungsszenario und für jeden Funkgerätetyp komplett unterschiedliche Gesamtsysteme beschafft und verbracht werden, da hierfür die verschiedenen Profile in den PTTs abgelegt sind.

Es reicht, das aufgabenspezifische Headset bzw. den entsprechenden Helm und das zu verwendende Funkgeräteanschlusskabel, jeweils mit CT-ComLink-Technologie, auszuwählen und beides passt an die immer gleiche, vorhandene und unveränderte CT-MultiPTT 3C oder 1C.

Für ganz spezielle Anwendungen wählt der Nutzer ein für sein Einsatzszenario entwickeltes Profil, welches in der Taste hinterlegt ist.

hartpunkt: Ist es der erste Bundeswehrauftrag für die CeoTronics AG?

Petersen: Nein in doppelter Hinsicht. Zum einen beliefern wir die Bundeswehr schon seit über 20 Jahren mit verschiedenen Headsets und CT-DECT-Systemen und zum anderen sind die zuvor genannten CT-MultiPTTs und auch andere Headsets (CT-EnergielosHeadset, Groung-Handling-Kommunikationssysteme, CT-ClipCom Digital, etc.) und Helme (Lärmschutzhelme und Lärm-/Augenschutzhauben) – auch aus der CT-ComLink-Produktfamilie – seit Jahren und zigtausend-fach bewährt und geliebt im Einsatz – nicht nur im Rahmen des VJTF2023-Projektes.

Großaufträge mit Volumen jenseits eines zweistelligen Millionen-Euro-Betrages haben wir an die Bundeswehr seit 2007 stets erfolgreich (pünktlich und in bester Qualität) ausgeliefert.

Allerdings war die SMG-Ausschreibung in Bezug auf das Volumen die größte und hinsichtlich der querschnittlichen Ausrichtung für Marine, Heer und Luftwaffe europaweit, vielleicht sogar weltweit, einzigartig und gerade die Entscheidung „pro CeoTronics“ hat einen Leuchtturmcharakter.  

hartpunkt:Wie beabsichtigt das Unternehmen, die hohe Produktionsstückzahl für das Vorhaben zu stemmen?

Günther: Wenn wir vor Kurzem (also nach dem SMG-Zuschlag) erst angefangen hätten uns darauf vorzubereiten, könnten wir den mit Rheinmetall und der Bundeswehr vereinbarten Auslieferungsplan nicht einhalten.

Schon zur Konstruktion und Entwicklung der CT-MultiPTT haben wir großen Wert darauf gelegt, die Produktionszeit deutlich zu reduzieren. Zudem haben wir unsere frühere Fertigungstiefe reduziert und durch die gleichbleibende Hardware (sowie kundespezifische Individualisierung per Software) die Möglichkeit geschaffen, auf Lager zu produzieren.

Gleichzeitig mit der fast vollautomatischen Qualitätssicherung und Programmierung der Produkte können wir pro Stunde und Produktionslinie viel höhere Stückzahlen erreichen.

Neben dem Produktionsstandort in Rödermark steht auch der Produktionsstandort unserer Tochterfirma in Eisleben (Sachsen-Anhalt) zur Verfügung – dort stellen z. B. bis zu vier End-of-Line-Maschinen (EOL) sicher, dass genügend Produktionskapazitäten vorhanden sind und überall die gleiche hohe Qualität sichergestellt ist.

Ein weiterer wichtiger Punkt war unsere sehr frühzeitige Bevorratung der beschaffungskritischen elektronischen Bauteile und die planerische, teils verbindliche, Miteinbeziehung ausgewählter Zulieferer. Alles auf eigenes (Kosten-)Risiko – teils weit bevor der Generalunternehmer und damit wir den SMG-Zuschlag erhielten.

Wir waren und sind überzeugt, dass unsere Produkte im Wettbewerbsumfeld hervorragend bewertet werden würden. So konnten wir, auch aufgrund der angepassten finanziellen Möglichkeiten, mutig handeln. Und auch die Herausforderung, genügend Papier für die Bedienungsanleitungen rechtzeitig zu bekommen, haben wir gemeistert. Der „SMG-Zuschlag“, sozusagen über Bande an CeoTronics, war eine erfolgreiche Teamleistung: Vertrieb, Forschung und Entwicklung/Technical Support, Operations und Finanzen haben Hand-in-Hand gearbeitet und teils unmöglich erscheinendes möglich gemacht. Vorstand und Aufsichtsrat sind dankbar und stolz auf diese Teamleistung und diesen besonderen Milestone in der Unternehmensgeschichte.   

Das Interview führte Waldemar Geiger.