Anzeige

Russland und Indien setzen gemeinsame Rüstungsprojekte fort

Kristóf Nagy

Anzeige

Russland und Indien setzten ihre seit Jahrzehnten bestehende Partnerschaft bei Rüstungsprojekten unverändert fort und intensivieren diese sogar in manchen Bereichen. Diesen Prozess konnte man die letzten Tage an gleich zwei Ankündigungen ablesen. Während das seit Jahren bestehenden Joint Venture für die Fertigung von AK-Derivaten 35.000 Sturmgewehre an die indischen Streitkräfte übergab, teilte der russische Staatskonzern Rostec den baldigen Beginn der Fertigung von Panzermunition in Indien mit.

Das vom russisch-indischen Joint Venture Indo-Russian Rifles Private Limited produzierte AK-203 Sturmgewehr sollte die seit Jahrzehnten bestehenden Handwaffenprobleme der indischen Streitkräfte lösen. Dabei soll die Fertigung getreu dem durch die aktuelle Regierung vorangetriebenen Leitspruch „Make In India“ bzw. „Self-Reliant India“ vollständig im eigenen Land erfolgen.

Anzeige

Von der im März 2019 erfolgten Ankündigung dauerte es bis Januar 2023, bis die ersten Gewehre tatsächlich zur Auslieferung kamen. Offenkundig läuft die Produktion mit einer gewissen Intensität, da seitens des Herstellers am 5. Juli bekanntgegeben wurde, dass weitere 35.000 Stück der ursprünglichen geplanten 500.000 Gewehre an die Streitkräfte übergeben wurden.

Anzeige

Bereits am 4. Juli teilte Rostec in einer Pressemitteilung mit, dass auch die Vorbereitungen für die Fertigung der 3VBM17- Panzergranate im Kaliber 125 mm in Indien abgeschlossen seien. Mit der Produktion wird Indien in Zukunft die Munitionsversorgung seiner T-72- und T-90-Kampfpanzer zu einem bedeutenden Teil selbst realisieren können. Beide Kampfpanzer stellen trotz des einheimischen Arjun-Projektes zahlenmäßig mit Abstand das Rückgrat der indischen Panzertruppe und werden sowohl lokal gefertigt als auch bereits mehrfach modernisiert.

Laut der Mitteilungen ist mit der Etablierung der Fertigung auch, wie auch im Falle der bereits erwähnten Ak-203, ein vollständiger Technologietransfer Teil des Projektes. Um die indische Fertigung von Panzermunition noch unabhängiger von ausländischen Zulieferern zu machen, ist laut Rostec im nächsten Schritt die Schaffung einer Produktionsstätte für Treibpulver geplant.

Am Beispiel dieser beiden Projekte und der angekündigten Erweiterung der Kooperation lässt sich klar erkennen, dass Indien aktuell kein Interesse an der Drosselung der Kooperation im Rüstungssektor mit Russland hat. Neben faktischen Sachzwängen wie dem seit Jahrzehnten ungelösten Sturmgewehrproblem und innenpolitisch relevanten Aspekten wie der „Made in India“-Kampagne trägt auch der schwelende Konflikt mit China auf der strategischen Ebene zu dieser Entwicklung bei.

Kristóf Nagy