Die BA Clearence GmbH, ein von ehemaligen Bundeswehrsoldaten 2023 gegründetes Start-up aus Thüringen, zeigte im Rahmen der Fachmesse Enforce Tac 2025 mit „SAFETREK“ eine Dual-use-App, die unter Zuhilfenahme von Künstlicher Intelligenz (KI) Kampfmittel detektieren und analysieren kann.
Die Funktionsweise von SAFETREK ist einfach erklärt. Erkennt ein Nutzer der App ein verdächtiges Objekt, das ein Kampfmittel – beispielsweise eine Mine oder Granate – darstellen könnte, kann er mit seiner integrierten Kamera vom Mobiltelefon in Bild des Objektes schießen und dieses durch SAFETREK analysieren lassen. Die KI-Bilderkennungsalgorithmen gleichen dabei die im „eingereichten“ Bild erkennbaren Merkmale des Objektes gegen die im neuronalen Netz trainierten Daten ab und geben dem Nutzer mit einem Wahrscheinlichkeitswert an, um welches Kampfmittel es sich handelt. Ist der Nutzer beispielsweise ein einfacher Soldat oder Zivilist, wird dieser auf einen Gefahrenbereich der aufgeklärten Munition aufmerksam gemacht, sowie Vorschläge für ein weiteres Vorgehen unterbreitet. Ist der Nutzer hingegen ein Kampfmittelentschärfer, werden diesem viel weitergehende Informationen – detaillierte technische Informationen des Kampfmittels sowie das Vorgehen beim Entschärfen – übermittelt.
Nach Aussage des BA Clearence Geschäftsführers Ken La-Ramée kann SAFETREK auch nur partiell sichtbare Kampfmittel, wenn beispielsweise nur ein Stück eines Leitwerkes oder der Zünder erkennbar sind, zuverlässig analysieren. Damit dies gelingen kann, muss die Datenbank mit entsprechenden Bildern der Munition trainiert werden. La-Ramée zufolge sind mittlerweile rund 400 Munition-Klassen in der SAFETREK-Datenbank hinterlegt. Da das Unternehmen neben der SAFETREK-Software auch realistische inerte Kampfmittel für die Ausbildung von Kampfmittelbeseitigern (Explosive Ordnance Disposal oder kurz EOD) herstellt, ist man in der Lage die Datenbank selbst stetig weiterzuentwickeln und um neue Munitionstypen anzureichern. Die dafür notwendige Expertise bringen mehrere ehemalige Feuerwerker und Kampfmittelbeseitiger mit Spezialkräftehintergrund, auch aus dem maritimen Bereich, ein, die für das Thüringer Unternehmen tätig sind.
SAFETREK läuft plattformunabhängig, neben mobilen Endgeräten kann die Software auch auf unbemannten Systemen – Land, Luft oder See – aufgespielt werden. Ein mögliches Einsatzszenario läge beispielsweise in der drohnengestützten Aufklärung von Minenfeldern, die auf diese Weise schnell und mit geringem Personalansatz zuverlässig aufgeklärt werden können. Gerade mit Hinblick auf den Ukraine-Krieg eine nicht zu unterschätzende Fähigkeit, wo einzelne Minensperren sowie ganze Minenfelder immer wieder an der Front oder auch im Hinterland verlegt werden und so die Mobilität der eigenen Truppe im Rahmen der Ablösung oder Versorgung von Stellungstruppen bedrohen. Auch eine Einbindung in ein Battle Management System ist denkbar und geplant und mittels einer dafür entwickelten Anwendung schon graphisch darstellbar. Die Truppe kann damit ganze Kontaminationszonen einsehen, EOD-Teams bereitstellen und zudem unmittelbar und querschnittlich vor der Gefahr warnen, bis diese beseitigt wurde.
Da SAFETREK von Anfang an als Dual-use Produkt angelegt wurde, kann die Software auch im Rahmen von humanitären Einsätzen in Konfliktgebieten einen wesentlichen Beitrag bei der Aufklärung und Beseitigung von Kampfmitteln sowie dem Schutz der Zivilbevölkerung leisten.
Waldemar Geiger