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US-Verteidigungsministerium beschafft Drohnenabwehrsysteme von Anduril Industries

Kristóf Nagy

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Das US-Rüstungsunternehmen Anduril Industries hat vom US-Verteidigungsministerium einen Auftrag über die Lieferung von 500 wiederverwendbaren Flugabwehrdrohnen des Typs Roadrunner-M und zusätzliche elektronische Störsysteme des Typs Pulsar erhalten. Dies gab das Unternehmen am 8. Oktober 2024 in einer Pressemitteilung bekannt. Laut Mitteilung hat der Auftrag einen Wert von knapp 250 Millionen US-Dollar.

Laut Anduril Industries soll das System der teilstreitkräfteübergreifenden Abwehr der zunehmenden Bedrohung der US-Streitkräfte durch unbemannte Luftfahrzeuge (UAS) dienen. Die Auslieferung soll bereits in diesem Jahr beginnen und bis Ende 2025 abgeschlossen werden. Der Beschaffung sei eine Erprobung unter operationellen Bedingungen vorausgegangen, heißt es. Das elektronische Störsystem Pulsar wird demnach seit August 2023 durch die US-Streitkräfte erprobt, Roadrunner-M seit Anfang 2024. Mit dem aktuell geschlossenen Vertrag wächst das gesamte Liefervolumen von Anduril Industries für die beiden Systeme an das US-Verteidigungsministerium auf 350 Millionen US-Dollar.

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Der Anduril Industries Roadrunner-M-Flugkörper ist ein senkrecht startendes Flugabwehrsystem zur Bekämpfung von Drohnen unterschiedlichster Kategorien, Marschflugkörpern und tieffliegenden Luftfahrzeugen. Laut Hersteller können zudem auch Bodenziele bekämpft werden.

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Der Antrieb erfolgt über zwei Strahltriebwerke welche die Roadrunner-M Herstellerangaben zufolge auf eine hohe Unterschallgeschwindigkeit beschleunigen können. Technische Daten wie Gewicht, Reichweite oder Nutzlast sind nicht offiziell bekannt. Der Gefechtskopf kann wahlweise auch gegen ein Sensorpaket ausgetauscht werden, um den Flugkörper als Aufklärungsmittel zu nutzen.

Durch die Nutzung eines Strahltriebwerks kann die wiederverwendbare Roadrunner-M zudem auch bereits vor der Detektion einer Gefahr gestartet werden und einen Sicherungsraum beziehen, respektive dort verweilen. Dies wird insbesondere dadurch möglich, dass durch die Schubvektorsteuerung nicht nur eine hohe Manövrierfähigkeit gegeben ist, sondern der Roadrunner-M auch senkrecht landen kann, um nach einer erneuten Betankung wiederverwendet zu werden. Zudem könne der Flugkörper in wenigen Minuten wieder einsatzbereit gemacht werden. Auch die mit Sprengstoff versehenen Gefechtsköpfe bleiben Herstellerangaben zufolge nach der Rückkehr handhabungssicher. Nach Berichten amerikanischer Fachmedien soll der Preis für einen Flugkörper mehrere hunderttausend US-Dollar betragen. Es wird jedoch erwartet, dass der Stückpreis im Rahmen der Skalierung der Produktion signifikant sinken wird.

Gestartet wird der Flugkörper aus einem als „Nest“ bezeichneten Startcontainer. Dieser kann sowohl an Land als auch auf Schiffen aufgestellt werden. Laut Hersteller kann durch die Integration in das als Latice bezeichnete Führungs-Management-System aus eigenem Hause nur ein Bediener auch mehrere Roadrunner-M, zudem in den unterschiedlichen Rollen (Aufklärer/ kinetischer Effektor) effektiv einsetzen.

Das Latice-System ermöglicht auch die Integration des elektronischen Störsystems Pulsar. Pulsar ist dem Hersteller zufolge ein netzwerkbasiertes, durch Künstliche Intelligenz unterstütztes elektronisches Störsystem, welches sowohl innerhalb der Infrastruktur fester Liegenschaften als auch in Fahrzeuge und sogar Flugzeuge eingerüstet werden kann.

Mit der Kombination aus Roadrunner-M und Pulsar ist Anduril Industries ein weiterer Schritt im Bereich des überaus lukrativen Geschäfts rund um die Drohnenabwehr der US-Streitkräfte gelungen. Neben konventionellen Luftverteidigungsmitteln kurzer Reichweite (SHORAD) hatte sich in diesem Segment das von Raytheon entwickelte Coyote Block 2 in letzter Zeit etabliert. Es wird sich in Zukunft zeigen, ob insbesondere die vom Hersteller betonte Flexibilität Roadrunner-M einen Vorteil im Wettbewerb darstellt.

Kristóf Nagy